Saigon & das Mekong Delta – der Süden Vietnams
Saigon (Ho-Chi-Minh) ist die größte Stadt und das wirtschaftliche Zentrum Vietnams. Hier leben über 9 Millionen Einwohner und es liegt etwas nördlich des Mekong-Deltas auf dem Westufer des Saigon-Flusses. Saigon, was der alte Name (und bis 1975 Hauptstadt der Republik Vietnam) war, wird heutzutage parallel zu Ho-Chi-Minh verwendet; (ich benutze lieber Saigon und auch von den Einheimischen hört man immer nur den alten Namen). Sie ist eine Industriestadt und ein Kulturzentrum mit Universitäten, Theatern, Kinos, Museen, Kirchen, Tempeln und Parks.
Nord- und Südvietnam: Wie Tag & Nacht
Vor allem ist Saigon keineswegs vergleichbar mit der jetzigen Hauptstadt Vietnams, der Stadt im Norden: Hanoi. Es schien in meinen Augen, als würden sich diese in zwei völlig unterschiedlichen Ländern befinden. Egal, ob in wirtschaftlicher, architektonischer, politischer, religiöser oder kultureller Hinsicht, Saigon und Hanoi sind so unterschiedlich wie Tag und Nacht.
Die meisten Einwohner von Hanoi (dort startete mein Vietnam-Abenteuer vor fast drei Wochen) praktizieren den speziellen Stil des Taoismus (die Natur und die Kräfte Yin und Yang sind von Bedeutung) und Buddhismus welcher mit etwas Ahnenkult vermischt ist; die Vietnamesen des Südens sind überwiegend katholisch, was noch ein Relikt der französischen Kolonialzeit ist. Auch in der Sprache unterscheiden sich die beiden größten Städte Vietnams erheblich: Neben unterschiedlichen Dialekten verwenden sie auch teilweise unterschiedliche Wörter; die „Hanoianer“ haben sogar teilweise Probleme damit, die „Saigoner“ zu verstehen.
Was die Bauweise der Gebäude betrifft: Viele Häuser in Hanoi sind kaum mehr als fünf Meter breit, dafür fünf oder sechs Stockwerke hoch. Dies rührt daher da während der Kolonialzeit die Gebäude nach der Grundfläche des Bodens besteuert wurden und somit schmale dafür hohe Häuser gebaut wurden. Im Süden dominiert der amerikanische Einfluss: die Häuser sind weitaus breiter und geräumiger als in Hanoi. Die Stadtbilder könnten gegensätzlicher nicht sein.
Auch wenn Hanoi und Saigon unterschiedlicher nicht sein könnten, so teilen sie beispielsweise die Gemeinsamkeit, dass man hier einer der herzlichsten und gastfreundlichsten Menschen der Welt findet.
Gute Zeiten in Saigon
Daniel, Claudi und ich sind schon um 5:30 Uhr in Saigon angekommen (wir nahmen den Nachtbus von Mui Ne); da wir noch nicht einchecken konnten, nutzten wir die frühen Morgenstunden um auf den Markt zu gehen. Hier sind natürlich alle schon auf und arbeiten schon wieder fleißig seit Stunden. Wir kosteten uns durch den Markt: ich kaufte sau-eklige frittierte Bananen, lecker Kaffee und Früchte. Als wir einen Stopp in dem Park einlegten (der Name ist irgendeine Zahl) dauerte es nicht lange und ein junger Vietnamese gesellte sich zu uns. Er fragte, ob er ein bisschen mit uns abhängen könnte und ob wir Lust hätten, einfach mit ihm zu quatschen. Klar hatten wir das, so blieb er ganze zwei Stunden bei uns. Er zeigte uns unter anderem vietnamesische Lieder und wir zeigten ihm Helene Fischer. Er erklärte uns, dass er jeden Samstag und Sonntag in den Park kommt und Touristen anspricht, um sein Englisch zu verbessern!
Den Tag verbrachten wir dann noch mit traditionellem Streetfood essen, nämlich „Pho“ was eine lecker Nudelsuppe ist und einem Besuch des fetten Indoor Markts. Auf dem Weg dorthin sprachen uns einige vietnamesische Studenten wieder an. Wir blieben einige Zeit und tauschten uns aus. Sooo cool! Wir erzählten ihnen Fakten über Österreich bzw. generell Europa und sie erzählten uns noch einige interessante Details über Vietnam! Als „Danke“, dass wir uns Zeit nahmen für sie bekamen wir jeweils einen Fächer geschenkt sowie einen Infofolder „How to survive in Saigon“ mit wirklich interessanten und hilfreichen Tipps über die Stadt. Am Abend fanden wir in einer Straße, wo es gewaltig abging, eine lässige Outdoorbar (die später zu unserer Stammbar deklariert wurde), wo man auf Mini-Plastikstühlen sitzt und bei Belieben tanzen kann. Das war mir massiv sympathisch dort! Bis 5 Uhr Früh hielt ich es dort aus! :)
Goodbye Daniel
Am nächsten Tag mussten Claudi und ich leider Abschied von Daniel nehmen. Er flog zurück ins kalte Österreich. Aber bevor wir „Tschüss“ sagten, gingen wir nochmal lecker Mittagessen auf ein gutes Veggie Curry. Neben uns saßen Österreicher, genauer gesagt Linzer, einer kannte sogar die Mini-Gemeinde in der ich wohne, wie klein die Welt doch ist! Aber das weiß ich mittlerweile sowieso schon längst! So viele Reisende die man mal kennen lernt, trifft man einfach immer wieder – per Zufall! Außerdem gingen wir in den Markt shoppen (Daniel kaufte einige Souvenirs) und ich kaufte für Mama einen Schal, für Papa vietnamesischen Kaffee und für Pascal und Delanda getrocknete Jackfruits.
Da es für Claudi in wenigen Tagen nach Thailand gehen sollte und sie ja ein Moped im Norden gekauft hat, musste ihr Moped zu einem neuen Besitzer finden! Ich stellte mir vor, dass das eine gescheite Action war, das Moped zu verkaufen. Sie hängte ein Schild drauf und sich um und so marschierten wir in Saigon herum. Es dauerte echt nicht lange, ich denke keine zwei Stunden später, hatte sie ihr Moped an Sebastian, einem Deutschen, verkauft. Etwa eineinhalb Monate später sollte ich übrigens Sebastian in Pakse das sich in Laos befindet, in einer kleinen Bäckerei, über den Weg laufen. Dann war es soweit: Daniel wurde abgeholt und zum Flughafen gebracht! Eine hammermäßige und wunderschöne Zeit ging zu Ende! Mach’s gut, Daniel – wir werden dich vermissen!
Claudi und ich sind anschließend in ein billigeres Hostel umgezogen. Und auf wen treffen wir dort? Eh klar, auf Chris – wiedermal! *lol*
Auf den Abend freute ich mich schon sehr, denn da kamen Dan und Gilad (die zwei Amis von Thailand) ebenfalls in Saigon an! Die zwei hatten auch noch ein paar weitere Freunde im Schlepptau und so verbrachten wir wieder einen tollen Abend bei unserer besonderen Stammbar direkt an der Straße! Schlafen wurde die Woche in Saigon sowieso völlig überbewertet – wer braucht schon mehr als 3 Stunden?
Am nächsten Tag wollten wir uns eigentlich mit den beiden NYern zum Museumsbesuch treffen, leider verpennten wir und so verpassten wir die zwei, die zu Mittag schon im Bus nach Kambodscha saßen. So spazierten wir durch das mächtige Saigon, kauften uns Schuhe (ich baute meine FlipFlops irgendwo an). Ach ja und Sport machten wir auch endlich mal wieder – im Park. Das ist ja so eine Sache mit dem Sport unterwegs… Der Abend war ausnahmsweise gemütlich: wir buchten eine Tour ins Mekong-Delta und gingen zum Inder essen.
Das Mekong-Delta
Wenn man schon mal so weit im Süden ist und noch ein paar Tage Zeit hat, ist ein Besuch des Mekong-Deltas fast Pflicht! Der Mekong-Fluss durchquert übrigens sechs Länder und ist 4909 km lang. Damit ist dieser einer der zwölf längsten Flüsse der Erde. Er entspringt irgendwo in Tibet und mündet eben beim Mekong-Delta in das Südchinesische Meer.
In Holzkanus durch My Tho
Wir machten eine zweitägige Tour; diese war sehr schön aber Claudi und ich waren sich einig: es war nicht der Oberhammer, soll heißen, dass es beeindruckend war aber uns nicht umgehauen hat. Nach ein paar Stunden Busfahrt sind wir in My Tho angekommen und dort auf ein Boot gegangen. Damit wurden wir zu einigen Holzkanus gebracht. Auf jedem Kanu saß vorne eine Frau mit Paddel und so bewegten wir uns fort. Der erste Stopp war das sog. Unicorn Village was eine Bienenfarm war, dann wurden wir zum Crocodile Village gebracht wo es Essen gab. Zum Schluss hörten wir noch traditionelle Musik. In unserer Gruppe befand sich übrigens eine sau-anstrengende Österreicherin (ein paar Wochen später sah ich sie in Kambodscha wieder, aber da versteckte ich mich erfolgreich vor ihr).
Mit dem Boot wurden wir zurück gebracht und per Bus in unser Hotel gebracht. In diesem Bus lernten wir Torsten und seinen Cousin Steven (beide aus Deutschland) kennen. Mit ihnen trafen wir uns am Abend auf dem Night Market, saßen beim Wasser und gingen in eine Bar. Um etwa Mitternacht kam ein kleines Mädchen zu uns und bettelte.
Die Schwimmenden Märkte in Can Tho
Beim Frühstück lernten wir Pete aus Australien kennen; ein beeindruckender Typ! Er reist seit 1,5 Jahren in der Welt herum und hat nun seine letzten paar Tage vor sich. Wir fuhren an diesem Morgen mit dem Boot zu den Floating Markets, also den Schwimmenden Märkten. Ich weiß nicht warum, aber irgendwie hatte ich eine bestimmte Vorstellung davon in meinem Kopf und hatte es mir anders als in der Realität vorgestellt. Wir hatten ein volles Programm: unter anderem fuhren wir anschließend auf eine Insel, konnten uns dort ein Fahrrad ausborgen, aber wir erkundeten diese zu Dritt per Fuß, wir besuchten ein Dorf in dem Reisnudeln hergestellt werden und durften auch selber etwas mithelfen.
& zurück nach Saigon
Am späten Nachmittag lieferte uns der Bus wieder in Saigon ab. Als Claudi und ich von der Busstation in die Stadt reinspazierten, kamen wir beim Park vorbei und hörten laute Musik. Es ging gerade ein fetter Freiluft-Aerobic-Kurs ab: da machten wir natürlich mit! Haha das war ein Spaß! Wir zwei, unter lauter Vietnamesinnen und unseren Rucksäcken gaben bestimmt ein lustiges Bild ab. So blieben einige Zuschauer stehen und fotografierten und filmten uns.
Am Abend bezog ich gleich das vorgebuchte Hostel namens 4 Boys, das sich in einer lässigen Seitenstraße befand, in der sich auch lauter Wohnungen von Vietnamesen befinden. Claudi bekam dort allerdings leider keinen Platz mehr; so durfte (musste) ich mich schon langsam auf das „Alleine-reisen“ vorbereiten. Sie fand aber ein Bett im benachbarten Hostel, so trafen wir uns am Abend, inklusive Jimmy, einem Zimmerkollegen, sowie Torsten, dem Deutschen vom Mekong-Delta in unserer Stammbar. Ich fühlte mich, als würde ich schon lange in Saigon sein (war ich ja irgendwie auch), und schon so viele Menschen dort kennen, denn ich traf immer wieder jemanden Bekannten, fast so als würde ich durch meine Wohngemeinde in Österreich spazieren. Ich hielt also immer die Augen offen, denn es war absolut an der Tagesordnung auf Bekannte zu treffen.
Goodbye Claudi – bin ich jetzt eigentlich schon allein?
Als ich mich zum Frühstück mit Claudi in unserer Seitengasse getroffen habe, hat sich ein gewisser Luke aus Boston zu uns platziert. Claudi flog an diesem Tag nach Bangkok, jetzt hieß es auch von ihr Abschied nehmen! :( Luke und ich begleiteten sie noch ein Stückerl; und dann war sie weg…ich sollte sie bald wiedersehen aber das wussten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht!
Als Claudi weg war, fragte ich mich, ob ich jetzt eigentlich schon alleine unterwegs war, also, ob ich mich nun als Alleinreisende betrachten konnte; oder reiste ich schon alleine als Daniel weg war? Alleine war ich ja garnicht! Zumindest fühlte ich mich nicht so. Da passierte wohl ein guter und sanfter Übergang, den ich brauchte, so verlor dieses „Alleine reisen“, in das ich ja irgendwie reingerutscht war und ich mir vor einem Jahr niemals vorstellen konnte, den großen Schrecken!
Kurze Zeit später trafen wir uns mit Torsten und spazierten zu Dritt in das War Museum, was nicht leicht verdaulich war. Luke versuchte später an diesem Tag mithilfe des Infofolders „How to survive in Saigon“ vietnamesisch mit den Einheimischen zu sprechen (es gibt geile Videos davon!) und wurde daraufhin von Vietnamesen (die gerade zu Abend aßen) auf ein Bier und Fisch eingeladen. Dass wir an dem Abend wieder auf den Mini-Plastikstühlen meiner Lieblingsbar endeten, brauche ich wohl nicht zu erwähnen, oder?
Tobi kommt!!
Auf diesen Tag freute ich mich schon sehr, denn Tobi kündigte sich an! Nach fast einer Woche kitesurfen in Mui Ne war sein letzter Stopp in Vietnam ebenfalls Saigon, bevor es zurück nach Hamburg gehen sollte. Ich zog nun zum vierten Mal, in einen Homestay um und traf mich mit Torsten zum Frühstück. Bis am späten Nachmittag gammelten wir dann in der Unterkunft und erledigten bürokratische Dinge, recherchierten und gönnten uns auch mal eine Pause mit leckerem Kaffee. Torsten kostete den populären Wieselkaffee. Bevor ich Tobi von der Busstation abholte, wollte ich noch etwas am Blogartikel schreiben; doch die kleine Tochter der Familie ließ mich einfach nicht daran arbeiten, so spielte ich mit ihr bis sie schlafen gehen musste. :)
Nachdem Tobi angekommen war, wollte ich angeben und ihm Saigon zeigen (ich war ja nun schon lang genug da um mich aus zu kennen), aber da ich eine Orientierung wie ein Brot habe, wurde das eher nichts.
Fast das ganze Monat in Vietnam war Weihnachten so präsent wie nicht einmal zuhause es gewesen wäre. Überall fand man weihnachtliche Dekoration, Weihnachtsmänner, geschmückte Christbäume und hörte Jingle Bells. Etwa eine Woche vor Weihnachten war dies alles am Höhepunkt angelangt und auch meine Abneigung dagegen war kaum mehr zu übertreffen! Ich war froh, wenn es endlich vorbei war!
Am nächsten Tag waren wir nochmal so richtige Touris: wir kauften in einer Bäckerei köstliches Deutsches Brot, frühstückten im Park (wo wir wieder mit einer so lieben Gruppe von Studenten quatschten, die uns als Danke fast ein Weihnachtslied vor sangen, wenn sie sich getraut hätten), gingen zum großen Markt (ich glaube mittlerweile war ich das sechste Mal hier!), fuhren mit einem Lokalbus nach Cho Lon (Chinatown), sahen uns fünf Pagoden an und besuchten einen Lokalmarkt, der komplett irre und riesengroß ist! Wir hielten kurz inne, da wir das geordnete Verkehrschaos beobachten wollten und filmten (das kann man sich nicht vorstellen wie es hier abgeht!). Und dann war unser letzter Abend angebrochen und wir gingen als Abschluss zum Inder essen!
Ein Monat Vietnam geht zu Ende – es war mir eine große Ehre
So nun war der Tag, an dem ich Vietnam den Rücken kehren und mich von Tobi auf unbestimmte Zeit verabschieden musste, gekommen! Es war wirklich ein unglaublich tolles Monat gewesen, in dem ich so wahnsinnig viele schöne Momente erlebte an die ich heute noch, also Monate später, gern zurück denke!
Tobi blieb noch eine weitere Nacht in Vietnam aber für mich ging es an diesem Tag, nämlich am 20.12 in ein neues Land, nämlich nach Kambodscha. Wir frühstückten (wieder deutsches Brot und Croissants vom Bäcker), ich packte meine sieben Sachen und Tobi begleitete mich noch zur Busstation. Ich hasse Abschiede so sehr, an das werde ich mich wohl nie gewöhnen können! Der Bus holte mich ab und brachte mich zum Flughafen; da hüpfte ich in den Flieger und kam heiße 20 Minuten später in der Hauptstadt von Kambodscha an: Phnom Penh nimm dich in Acht – die reisewütige Bianca ist ab sofort alleine unterwegs!