Wild Wild West
In den folgenden Tagen habe ich öfters überlegt, ob es vielleicht ein Fehler war, durch den Norden sowie die Westküste entlang zu fahren. Dadurch, dass es so extrem dünn besiedelt ist, sind natürlich Stunden und sogar Tage dabei an denen wir nichts weiter zu Gesicht bekommen als Bäume, Spinnifex und Termitenhügel. Manchmal nicht mal das. Es begegnen einem so wenig Autos, dass man sich gegenseitig grüßt. Auch wenn die Landschaft wunderschön ist, es gibt Abschnitte, da ist es soo massiv monoton, man hat sich nach ein paar Stunden satt gesehen und es wird langweilig. Und dann kommt natürlich die Tatsache hinzu, dass der Camper elendig viel schluckt, der Benzin sauteuer ist und wir beinahe täglich tanken müssen (manchmal sogar zweimal pro Tag). Mehrmals haben wir uns die Sinnfrage gestellt „Was machen wir hier eigentlich?!“
Aber diese Momente, wenn wir wieder einen Wahnsinns-Nationalpark durchstreifen oder plötzlich ein Lookout aus dem Nichts auftaucht und man auf die unendlichen Weiten blickt oder wir einen Sonnenuntergang genießen der einem fast den Atem raubt, dann sind die anstrengenden und oft ermüdenden Stunden auf der Straße wie weg geblasen und vergessen.
Katherine – Kununurra – Halls’s Creek
Über die folgenden drei Tage gibt es nicht viel zu berichten außer dass wir zum größten Teil gefahren sind, tankten, gefahren sind und wieder tankten.
Auf der Strecke von Katherine weg sind wir beim Victoria River stehen geblieben. Wir spazierten ziemlich lang an dem Fluss entlang in der Hoffnung das ein oder andere Kroko zu entdecken. Aber bis auf lauter Luftblasen und schöne heiße Gegend konnten wir nichts erspähen.
Irgendwann kam dann die Grenze vom Northern Territory nach Western Australia. Ein Mitarbeiter der Grenzkontrolle hielt uns auf und fragte uns, ob wir Obst oder Gemüse mitführten. Natürlich, was sollten wir sonst mitführen, wir sind drei Veggies! Die sind hier ziiiemlich irre was die Einfuhrkriterien von manchen Gütern betrifft und wird man erwischt, zahlt man unmenschliche Strafen (pro Stück). Okay also entweder wir schmeissen alles weg, essen alles auf oder dürfen nicht über die Grenze – lol!
Wir wären nicht wir, wenn wir irgendein Essen wegschmeissen würden also blieb uns noch, dass wir alles verspeisten. Blöd nur, dass wir kurz vorher zu Mittag aßen und so gar keinen Hunger hatten. Aber egal, wir stopften uns somit sieben Mandarinen, fünf Bananen, acht Karotten und einen Paprika rein. Einen Knoblauch hatten wir dann noch aber den wollten wir bei Gott nicht wegschmeissen darum versteckten wir ihn hinter den Sitzen und kamen uns wie Verbrecher vor, die Drogen über die Grenze schmuggeln wollten. :) Als wir dann wieder zum Grenzbeamten kamen, bat er uns auszusteigen, denn er wollte einen kurzen Blick ins Auto werfen. Und tatsächlich hat er schließlich unseren Camper völlig auf den Kopf gestellt, jede Lade durchsucht, unter jeden Polster nachgesehen und ein Chaos hinterlassen. Aber unseren Knofi hat er nicht gefunden, puh! Wir sind echt hart, schmuggeln einfach so einen Knoblauch von einen in den anderen Bundesstaat – hahhaah!
Am Abend sind wir in Kununurra angekommen und haben auf der Tankstelle zum einen das Dreiergespann Emilio aus Italien, Richard und Roman aus Frankreich sowie Anna und Franzi aus Deutschland kennengelernt. Mit den zwei Mädls haben wir uns einen free Camping gesucht und am Abend gechillt. Nun mussten wir wieder die Uhr umstellen, jetzt seit ihr nur noch 6 Stunden hinten.
Den darauffolgenden Tag haben wir außer einem kurzen Kochstopp und Wassertank auffüllen in Halls Creek wieder im Auto verbracht. Sehr viele Aboriginies leben in dieser Mini-Stadt.
Als die Sonne unterging (übrigens schon um 17:30 Uhr) kam uns ein toller Lookout gerade gelegen!
Auf der großen Mary Pool Rest Area haben wir, wie ca. zwanzig andere Camper, unsere Nacht verbracht. Was uns ein Rätsel war: es hat extrem abgekühlt auf ca. 10 Grad und eine Nacht davor, ca. 300 Kilometer entfernt, haben wir beim Schlafen geschwitzt wie Sau.
Fitzroy Crossing & Geike Gorge NP
Irgendwann möchte ich einen Artikel über unser daily life im Campervan schreiben, zB wie wir uns fit halten. Denn unseren Camper kann man ganz einfach zu einem Fitnessstudio umfunktionieren. So auch an diesem Morgen. Nach dem frühen Aufstehen haben wir bisschen trainiert und gefrühstückt.
Übrigens: Dadurch, dass es schon so bald finster wird und wegen der Hitze alles so anstrengend ist, sind wir meistens spätestens um 21 Uhr am schlafen. Dafür gehts in der Früh schon bald los; um 5 Uhr steh ich auf der Matte und seh so gut wie jeden Morgen den fantastischen Sonnenaufgang.
Eine laaange Fahrt stand uns bevor. Ganz viele tote Kängurus lagen wieder am Straßenrand. Man sollte es eher vermeiden in der Morgendämmerung oder bei Nacht zu fahren, da hier die meisten Unfälle mit den Beuteltieren passieren. Ich denke mal, oft sind es die Road Trains (ganz lange LKWs) die viele Tiere am Gewissen haben. Auch Kühe und Pferde liegen oft überfahren auf der Straße.
Wir haben uns vorgenommen, bei „frischen“ toten weiblichen Kängurus in den Beutel zu sehen, ob vielleicht ein Baby drinnen ist, kommt nämlich immer wieder vor, dass die Kleinen den Aufprall überleben, dann gefunden und in extra Einrichtungen großgezogen werden.
Wir fanden sogar ein weibliches, das vermutlich erst diese Nacht überfahren wurde, dieses hatte aber kein Baby im Beutel, war selber noch so jung. :(
In der nächsten Kleinstadt, nämlich Fitzroy Crossing, haben wir einen kurzen Halt gemacht und in einer Art Aboriginies-Integrationscenter Strom geschnorrt und alle Akkus aufgeladen und währenddessen gekocht und gegessen.
Anschließend sind wir zu dem nicht weit entfernten Geike Gorge NP gedüst; uns wurde gesagt, dass es dort neben ein paar Bushwalks auch ein Plätzchen zum Baden gibt.
Der Nationalpark ist nicht zu verachten, hat uns aber nicht so vom Hocker gehauen (wahrscheinlich sind wir schon zu verwöhnt). Wir machten die drei Walks Jarrabayak, Rarrgi und Bun-gu was in etwa in Summe zwei Stunden dauerte und eher spazieren als wandern war.
Von der Ferne sichteten wir die drei Typen die wir in Kununurra kennenlernten. Dann sehnten wir uns nach Abkühlung und gingen zur sogenannten Sandbar wo man ja angeblich schwimmen konnte. Der Fitzroy River fließt hier durch, zum anderen Flussufer sind es etwa 20 Meter, dahinter tummelten sich einige Kängurus.
Kurz bevor wir ins kühle Nass hüpfen wollten, entdeckten wir zum einen ein Warnschild dass hier vor vier Tagen ein Bullenhai gesichtet wurde und zum anderen sahen wir plötzlich die Köpfe von fünf oder sechs Krokodilen an der Wasseroberfläche. Auch wenn es vermutlich nur Freshies waren bekamen mich dort keine zehn Pferde rein, Pascal und Chrisi auch nicht. Anders als einen Typen, dem war alles wurscht, er schwamm ans andere Flussufer und plantschte freudig herum.
Bei der Schlafplatzsuche am Abend sahen wir kilometerlange Buschbrände auflodern. Wir fanden ein völlig einsames Plätzchen. Der Brand war zwar nah genug um das Feuer zu sehen aber zu weit entfernt um gefährlich zu werden.
Broome – Broome – Broooome
An unserem herrlich einsamen Plätzchen beschloss ich, dass ich wiedermal ne Dusche vertragen könnte. Wenn man, so wie wir, nicht auf kostenpflichtigen Campingplätzen übernachtet, ist es in Westaustralien ziemlich schwierig Duschen ausfindig zu machen. Das war damals an der Ostküste um einiges einfacher muss ich sagen.
So kam es, dass ich lernte, wie man sich mit 1,2 Liter Wasser die Haare und 0,6 Liter Wasser den Körper wäscht. Zuhause steh ich locker immer ne halbe Stunde unter der Dusche und verbrauche wahrscheinlich die zwanzigfache Menge.
Wie neu geboren (ich), machten wir uns wieder auf, um bald in eine größere Stadt zu gelangen – nämlich nach Broome.
Auf einem Rastplatz trafen wir zwei Aussies, die uns hilfreiche Tipps mit auf den Weg gaben, zB sollten wir nicht wie ursprünglich geplant nach Broome an der Küste fahren, sondern ins Landesinnere um zum Karijini Nationalpark zu gelangen. Diesen hätten wir völlig ungeachtet links liegen gelassen, wenn wir nicht die Empfehlung bekommen hätten.
Am frühen Nachmittag haben wir dann schließlich die wunderschöne Küstenstadt Broome erreicht. Die letzten drei Tage waren zwar halbwegs eintönig, da wir fast nur fuhren und fuhren und bis auf Ministädte die aus wenigen Häusern bestanden, nur Gegend sahen, aber mir war nicht bewusst, dass wir uns so sehr nach Zivilisation sehnten, wir blühten in Broome regelrecht auf! ;)
Am lässigen Towns Beach kochten wir uns wieder etwas Schmackhaftes. Als wir dann genüsslich das Zubereitete verspeisten, chillte sich Letizia eine Französin, zu uns. Sie lud uns ein, dass wir uns zu ihr und ihre Hippiefreunde gesellen sollten (scheiße ziehen wir die jetzt schon an?!).
Das machten wir dann auch kurz aber die aus bunt gemischten Nationen bestehende Gruppe war uns dann doch etwas zu schräg (wohl schon zuviel geraucht in deren Leben).
Da die Sonne schon sehr tief stand, wollten wir uns den sunset vom Cable Beach nicht entgehen lassen aber der Strand befand sich am anderen Ende von Broome deshalb kamen wir ein paar Minütchen zu spät. Da uns dieses entspannte Städtchen sehr sympathisch war, wollten wir den nächsten Tag auch noch bleiben. Einen Schlafplatz (Gravel Pit Rest Area) gab es etwas außerhalb. Diesen teilten wir uns mit einem Pärchen, welches ihre Katze auf Reisen mithatte!! :D
Der Anblick von Nebel und tropfenden Bäumen am nächsten Morgen zeigte sich uns auch zum ersten Mal. Die Umgebung war wunderschön und hatte etwas von mystischem Zauberwald, mit lecker Kieferngeruch! Da es erst 5 Uhr Früh war, sah man noch die Sterne, besonders die Venus leuchtete ganz besonders hell!
Um spätestens 7 Uhr waren wir wieder in Broome. Letizia gab uns am Vortag den Tipp zum Gantheaume Point zu fahren, dort gab es einen Leuchtturm.
Das machten wir. Am Parkplatz bereiteten wir das Frühstück zu und nahmen es zu den Klippen mit. Dort kraxelten wir auf den großen Sandsteinen herum auf der Suche nach den Spuren der Dinosaurier (ja wirklich!). Wow mit Blick auf türkisblaues Wasser darf ein Tag gerne öfters starten! Das dachte sich auch eine Einheimische, die unweit von uns entfernt meditierte. Sogar drei Delfine haben wir von unserem Aussichtsstein erblickt! :)
Mindestens drei Stunden und drei Sonnenbrände später trafen wir dort die zwei deutschen Mãdls von Kununurra. Anschließend fuhren wir zum Cable Beach Port. Dort sahen wir von der Brücke neben einigen Fischern eine große braune Qualle und eine riiiiiesige Schildkröte! Yeah!
Am Nachmittag haben wir uns einen einsamen Strand gesucht. Es war gerade low tide, das heißt, das Wasser war soweit weg, dass man es garnicht sehen konnte. Wir stapften im Gatsch herum und fanden viele Muscheln von der Art, die bei Bedrohung eine giftige Harpune rausschießen.
Auf dem Rückweg zum Auto hat Pascal einige wilde Melonen gefunden. Da kosteten wir eine, die war aber leider noch nicht reif genug.
Heute Abend wollten wir den Sonnenuntergang auf keinen Fall verpassen. Der sunset vom Gantheaume Point war wie erwartet der Hammer, mehr kann man dazu nicht sagen. Fast ein bisschen zu lange sind wir geblieben, wir sahen fast nichts mehr beim zurückkraxeln. Dafür sind tolle Fotos entstanden.
Die Nacht haben wir im selben Zauberwald wie die Nacht davor (und derselben Katze) verbracht.
80 mile beach
Mit Broome sind wir so verwöhnt worden; nun stand uns wieder eine furchtbar eintönige Fahrt bevor. Fast 500 Kilometer haben wir an diesem Tag geschafft.
Auf der 24 Stunden Rest Area, welche wir so gegen Mittag für eine kurze Pause erreichten, trafen wir wieder einmal, na ratet mal, die zwei deutschen Mädls Anna und Franzi! Haha! Sie wollten ebenfalls zum 80 mile beach. Dorthin gelangten wir über eine zache unsealed road.
Der Strand war so gut wie menschenleer. Ich glaub so ein schönes Meer sah ich noch nie in meinem Leben! Wie in der Karibik! Doch leider wird vom schwimmem abgeraten weil sich hier viele Haie aufhalten und an diesem Tag der Wind so ungünstig bließ (ist das korrekt?), dass dieser die Quallen zum Strand herweht.
Mehr, bis auf ein kurzes Zechen ins Meer halten, spielte es daher nicht, da es auch keinen Schatten gab. Dafür gab es aber eine Dusche dort – jihaaahh! Dies haben wir gleich mal ausgenutzt um uns, unser Gewand und das Auto von innen und außen zu putzen.
Port Hedland – Munjina
Obwohl Port Hedland nicht so der Touristenburner ist und eine riesengroße Industriefläche besitzt, sind wir 24 Stunden geblieben. Die zwei Gründe waren Strom und free wifi! :) Beim Visitor Info Center gammelten wir stundenlang und hängten alles an das Netz was sich anhängen ließ.
Unsere wikicamp-App lotste uns zu einem hammermäßigen Schlafplatz: Auf einen Hügel direkt neben einem Mangrovenwald der mitten im Meer steht. Wir chillten uns in die gemütlichen Campingsessel und genossen wie einige andere Camper den tollen Sonnenuntergang sowie den darauffolgenden Nachthimmel. Ein besseres Abendprogramm kann ich mir im Moment nicht mehr vorstellen!
Wie klein ist dieses riesengroße Land bitte?! Als wir gerade ins Bett hüpfen wollten, kam eine weitere Reisegruppe an: Emilio, Richard und Roman, die drei Typen aus Italien und Frankreich.
Am nächsten Morgen frühstückten wir mit ihnen und ich bekam Kaffeeee, nommmm! Den letzten hatte ich noch zuhause in Österreich getrunken.
Aus dem Plan, gemeinsam weiterzureisen, wurde dann aber nix, weil wir nochmal zum Info Center wollten um einen Flug zu buchen und einen Reiseartikel hochzuladen. Und das konnte dauern.
Stunden später, einem Reiseartikel mehr am Blog und einem gebuchten Flug von Bangkok nach Vietnam um fetzige 38 €, konnten wir unsere Reise Richtung Karijini Nationalpark fortsetzen.
Oh Mann, das war mal ne geile Strecke! Da waren üüüberall megafette Berge und wir fuhren durch tiefe Schluchten. Alles war plötzlich voller lila Wildblumen! Wir kamen aus dem Staunen nicht mehr raus.
Pascal wurde dann so müde, dass er sich während dem Fahren nach hinten aufs Bett legte. Wir sind nun fast 2 Wochen mit dem Camper unterwegs und niemals hat uns nur ein Polizist angesehen. Pascal liegt 5 Minuten hinten, was passiert? Polizei hält uns auf. So das war’s hab ich gedacht. Er krabbelte in sekundenschnelle unters Bett. Naja, Aufregung war umsonst: der Polizist wollte uns nur warnen, dass ein oversized vehicle daherkommt, puhh!
Zufälligerweise fanden wir kurz vorm Sonnenuntergang ein Lookout das auf einen Berg führt. Dort trafen wir paar Camper die uns sagten, dass man auf diesem Berg etwas weiter hinten übernachten darf – wuhuuuuu!! Dass der Schlafplatz von gestern Nacht nochmal übertroffen werden konnte, war schwer vorstellbar, aber die Albert Tognolini Rest Area schaffte das locker! Es war so friedlich und ruhig dort oben auf unserem Aussichtspunkt wo wir einen Wahnsinnsausblick genießen durften. Wir kochten und schwangen uns wieder hinaus in unsere Stühle um unser Abendritual, nämlich das Sternegucken, zu zelebrieren. Und sogar die ein oder andere Sternschnuppe konnten wir erhaschen! :)
Super Bericht und klasssssssse Fotos sind gedanklich immer bei Euch :-)