Portugal: eine Liebeserklärung an die Algarve
Felsige Buchten, malerische Dörfer, freundliche Gesichter: bei der Vorstellung an Portugal traten solche oder ähnliche Bilder vor mein inneres Auge bevor ich die Reise ans westlichste Land Europas antrat.
Warum Portugal? Ja warum eigentlich?! Das Ganze lief folgendermaßen ab: Ich schmökerte wiedermal auf verschiedensten Flugsuchmaschinen (Ich bekenne mich zum Flug-Nerd) rum und fand plötzlich einen günstigen one-way Flug nach Faro, was im Süden liegt. Ich entschloss mich, relativ spontan, dorthin zu fliegen. Die Spontanität meines Bruders kann ich aber diesmal nicht schlagen: als ich nämlich buchstäblich gerade dabei war, meine Kreditkartendetails einzutippen, kam Pascal bei der Tür herein. Ich fragte ihn beiläufig, ob er mitkommen wolle und erwartete ein „hmm naahh, eher net“. Als er dann aber wider Erwarten sagte, dass er dabei ist, hab ich mein Glück kaum fassen können und schnell gebucht ehe er sich es anders überlegen konnte!
Ich wär auch ohne ihn geflogen, no problemo, ich liebe es alleine zu reisen, aber als ich das Flugticket für uns beide buchte, freute ich mich nochmal um ca. tausendmal mehr. Er ist der perfekte travel buddy! Nicht zuletzt weil er mein Bruder ist sondern auch weil wir uns in so ziemlich allen Belangen einig sind. Wir sind beide eingeschweißte Abenteurer die sich „nix scheißen“ und uns gerne außerhalb der Komfortzone bewegen. Ein Pauschalurlaub langweilt uns zu Tode. Auch er ist ein massiver Sparfuchs (fast sogar ein noch größerer als ich) und mehr als bereit, dafür einiges an Gemütlichkeit links liegen zu lassen. Außerdem sind wir ja Veggies, was die Nahrungssuche somit erheblich erleichtert. Zudem sind wir beide Naturburschen und immer auf der Suche nach den geilsten Orten, Tieren und guten Menschen. Und wir zählen beide zu der Art Tourist die wohl kein Land haben will (weil wir nicht viel Geld dort lassen – haha!).
Unser Reisemotto: „schauma moi“
Nach Portugal wollte ich eigentlich schon ewig. Warum weiß ich gar nicht so genau. Denn so wirklich viel wusste ich nicht über dieses Land, außer dass dort die besten Fußballer zuhause sind (was mir aber eh wurscht is‘). Naja jedenfalls übte es schon lange eine ziemliche Anziehungskraft auf mich aus und als ich dann noch den günstigen Flug fand, musste ich sofort zuschlagen!
Zwei Wochen hatten wir in Summe Zeit. Startpunkt war in Faro (im Süden), eine Woche später sollten wir in Lissabon sein, da wir uns dort ein Moped ausliehen und nach einer weiteren Woche dieses in Porto abgeben wollten, wo auch der Rückflug anstand. Obwohl wir keine großen Fans von Reiseplanungen sind sondern das Motto „schauma moi“ groß schreiben, hatten wir also eine grobe Route: Süden – Lissabon – Norden.
Wir wollten vorwiegend in unserem Zelt übernachten (wir fanden einen Tag vor Abflug im Ausverkauf noch ein supergutes Zwei-Personen-Zelt) und uns auch hin und wieder ein Hostel gönnen. Der öffentliche Verkehr ist in Portugal relativ günstig, weshalb wir planten mit Bussen von A nach B zu fahren, aber auch dem Hitchhiking (also dem klassischen Autostoppen), was mich zunehmend interessiert und reizt, waren wir nicht abgeneigt.
Ende Juli ging es dann los; was bedeutete, dass Hochsaison war und wir uns in der heißesten und teuersten Zeit dort rum trieben.
Faro – die unterschätzte Stadt im Süden
Da wir natürlich alles am letzten Abdruck machen müssen, packten wir noch bis fast Mitternacht unsere Rucksäcke, schliefen eine knackige Stunde und starteten die Autofahrt nach München, wo uns unsere Eltern wieder hinschupften. :-* Die Strecke Pucking – München – und retour mussten sie in den letzten Monaten dank uns öfters fahren…
Nachdem es dann eh schon wieder arschknapp war und Pascal sich am Flughafen noch einem Drogenschnelltest unterziehen musste (looool), hupften wir in den Flieger; ich pennte umgehend ein und bekam nicht einmal den Start mit sondern wachte nicht ganz drei Stunden später, um 8 Uhr morgens, in Portugal wieder auf.
Der Zielflughafen heißt Faro; unsere Reise sollte also im Süden starten. Ich hab von ein paar Freunden, die bereits nach Portugal gereist sind, ein paar Empfehlungen für schöne Städte, Dörfer und Strände bekommen. Zu Faro allerdings bekam ich nicht so viele gute Rückmeldungen, sondern eher den Tipp, dass wir Faro schnell verlassen sollten (warum auch immer?!).
Bevor wir mit dem Bus vom Airport in die City düsten und mit einem Uwe aus Stuttgart losmarschierten, empfing uns Portugal mit einer unglaublich drückenden Hitze. Für die erste Nacht hatten wir uns sogar ein Hostel reserviert wo wir aber erst um 16 Uhr einchecken konnten. Daher spazierten wir die Esplanade entlang, sahen unser erstes Pfauenbaby und zum ersten Mal wilde Störche.
Dadurch, dass vieles an Obst und Gemüse in örtlicher Nähe angebaut wird, ist dies ziemlich preiswert – perfekt für uns! Für ein Kilo Wassermelone zahlten wir durchschnittlich 50 bis 60 Cent. Ihr könnt euch also vorstellen, was täglich am Speiseplan stand! Auch an unserem ersten Tag erfreuten wir uns an einer köstlichen Wassermelone und fanden Lupine – juhu! Kennt ihr das? Sieht aus wie eine Blume, ist eine Hülsenfrucht und hat enorm viel Protein! Vor gut einem Jahr haben wir diese bei unserer Fahrradtour nach/in Italien tagtäglich verzehrt. Leider hab ich diese bis jetzt noch nie bei uns gefunden. Beim Nachfragen in ein paar Supermärkten in Österreich bekam ich in etwa immer die Antwort „Ich versteh‘ nur Bahnhof“. :D
Zurück zu Faro: Pascal und ich waren/sind begeistert von der Stadt. Alle sind extrem chillig drauf, überall ertönt Musik, es riecht herrlich nach Blumen Urlaub Meer. Alte Männer sitzen beisammen in schmalen Gassen, trinken Kaffee und lesen Zeitung. Es scheint, als hätte Faro sein friedliches Ambiente und den Charme, die man vor allem in der schönen Altstadt innerhalb der Stadtmauern antrifft, bewahrt. Vielleicht gerade deshalb, da es als Reiseziel oft übersehen oder nur als Ausgangspunkt herangezogen wird. Es stimmt schon, das Meer und die Strände unterscheiden sich stark vom Rest der Algarve: hier findet man statt der felsigen Buchten eher flache Salzwasser-Lagunen und Wattenmeer, was vielleicht nicht so eindrucksvoll aussieht.
Jedoch hat die Stadt Faro an sich eine tolle Atmosphäre, eine malerische Altstadt, viele historische Bauten und nicht zuletzt eine seltsame Sehenswürdigkeit: die sogenannte Capela Dos Ossos, die Knochenkapelle. Jep, richtig gelesen: Es handelt sich um ein Beinhaus, dessen Kirchenmauern aus Gebeinen von mehr als 1000 Mönchen besteht. Über dem Eingang ist folgende Inschrift zu lesen: Pára aqui a considerar que a este estado hás-de chegar. Was soviel bedeutet wie:
Halte einen Moment inne und bedenke, dass Du diesen Zustand erreichen wirst. Wir waren aber nicht dort. Hätte was gekostet.
Albufeira – der Stich des giftigsten Fisch Europas
Nachdem wir unseren Ankunftstag in Faro in der Stadt und vor allem schlafend im Park verbracht hatten, wollten wir an Tag 2 an der Küste bleiben, aber weiter in den Westen, nämlich nach Albufeira fahren. In dem Hostel namens Faro Youth Hostel in dem wir unsere erste Nacht verbrachten, waren vor allem – wie kann es anders sein – Spanier und Franzosen. Wir zahlten 14 € pro Nacht und Person für ein Mehrbettenzimmer inkl. Frühstück; es war sehr sauber, gemütlich und zufriedenstellend.
Wir entschieden uns gegen das Autostoppen an diesem Tag, da wir ehrlich gesagt einfach zu bequem dafür waren. Der öffentliche Transport ist in Portugal zum Glück eh günstig. Wir hüpften also in den 3 € Bus und benötigten für schlappe 40 Kilometer über zwei Stunden. Das sind ja nepalesische Zustände hier, dachte ich mir! :)
In Albufeira angekommen, traf uns fast der Schlag: Hotelkomplexe und Touristen soweit das Auge reicht. Aber was haben wir uns auch anderes von einer Touristenhochburg in der Hochsaison erwartet?! Nachdem wir uns mit Essen eingedeckt hatten, spazierten wir mit Sack und Pack zum Strand namens „Praia dos Alemães„, was frei übersetzt „Strand der Deutschen“ bedeutet. Der Name ist Programm. Da wir keinen Sonnenschirm bei der Hand hatten, ranzten wir uns unter einen Betonvorsprung, vergruben unsere Wertsachen und gingen zum Meer. Es sei gesagt, dass ich nur zum und nicht ins Meer gegangen bin. Der Atlantik ist einfach viel zu kalt für mich, aber schön zum Anschauen ist er.
Ich ging also wieder zurück in unser Schattendasein als Pascal wenige Minuten später zu mir humpelte und ein völlig schmerzverzerrtes Gesicht machte. Oh shit, was ist jetzt passiert?! Irgendetwas im Meer hatte Pascal am Fuß gebrannt, gestochen oder gebissen, irgendetwas das große Schmerzen auslöste, denn so hatte ich ihn selten gesehen… Es sah wie ein paar Einstiche aus, aus denen Blut und eine andere Flüssigkeit floss. Was zum Teufel?! Wir waren beide halbwegs panisch da wir nicht wussten, wie giftig dieses Viech war das ihn erwischte (er konnte nichts im Wasser sehen) und auch seine Frage „Muss ich jetzt sterben“? ließ mich nicht gerade entspannen. Der Strand an dem wir uns befanden, war grundsätzlich von Rettungsschwimmern bewacht, aber gerade zu dem Zeitpunkt war keiner von ihnen zu entdecken. Wir humpelten also zu einem Strandhaus in dem Surfbretter oder so vermietet wurden. Wir zeigten dem Portugiesen die Wunde und fragten, ob er wüsste was das gewesen sein könnte und was wir dagegen tun können. Der sprach allerdings sowas von kein Englisch; er überflog die Wunde kurz, nannte Pascal eine „Pussy“ (er dachte wohl, dass er von einer Muschel geschnitten wurde) und zog einen Plastikhandschuh über den Fuß. LOL!
Zum Glück entdeckte ich dann die Rettungsschwimmer: wir zeigten ihnen die Wunde und teilten ihnen mit, dass Pascal unter großen Schmerzen leide. Für sie war klar, dass es sich nur um einen Übeltäter handeln konnte: dem giftigsten Fisch Europas: dem Spinnenfisch (um es dramatisch darzustellen). Der giftige Fisch, auch „Spinnen-Petermännchen“ oder „Viper der See“ genannt ist außergewöhnlich aggressiv. Neben den unerträglichen Schmerzen, die vom Fuß bis in den Oberschenkel auftreten können, sind unter anderem Schwellung, Blasenbildung und Taubheit bekannte Symptome. Im schlimmsten Fall, neben tagelangen Schmerzen, können auch Delirium und Ohnmachtsanfälle ausgelöst werden. Ja geil!!! Und das beste: eine Begegnung mit dem Spinnenfisch ist dort so selten, dass die Rettungsschwimmer uns sagten, dass sie dies in ihren 30 Jahren Arbeit dort nicht erlebten…Pascal ist für fünf Minuten das erste Mal in Portugal im Meer und wird erwischt…Was für ein Pech muss man bitte haben?! Aber eigentlich hatte er sogar Glück: denn der Fisch erwischte ihn anscheinend nicht mit voller Wucht!
Die Schmerzen sind nach ein paar Minuten wieder abgeklungen, Pascal hatte keine Kreislaufprobleme und brauchte also keinen Notarzt. Puh waren wir froh! Wir feierten seinen zweiten Geburtstag indem wir am Abend über einen Zaun sprangen und nicht weit weg vom Strand in einem kleinen Waldstück, neben einem verlassenen heruntergekommenen Haus zelteten – ein gutes Campingversteck! Außerdem fanden wir noch einen Sonnenschirm der uns super gelegen kam.
Lagoa – einsames Campen im Paradies
Unser nächstes Ziel war Lagoa, was etwa eine dreiviertel Busstunde von Albufeira entfernt liegt. Den Praia da Marinha (der Name dieser Bucht) fassten wir ins Auge! Dafür mussten wir um 6 Uhr aufstehen, unser Zelt in Windeseile zusammenpacken (das schafft man wirklich schnell wenn man will) und beeilten uns zum Busbahnhof zu kommen, da der Bus nur um 8 Uhr morgens und am späten Nachmittag fuhr. Und sollten wir den Morgenbus verpassen, würden wir nicht zum gewünschten Strand kommen, da der Anschlussbus später nicht mehr fuhr.
Wir gingen also eine halbe Stunde sauschnell zum Busbahnhof nur um dort zu erfahren, dass der Bus von ganz woanders abfuhr; den verpassten wir natürlich. :P Dann war erstmal gemütlich frühstücken angesagt! Der Bus fuhr dann von einem komplett anderen Ort (der nirgendwo ausgeschildert war) weg; und wir kamen vormittags in Lagoa an. Da gefiel es uns schon deutlich besser als in Albufeira. Es wimmelte zwar ebenfalls überall von Touristen aber zumindest sah das Stadtbild noch authentisch aus.
Wir beschlossen zu Fuß zum 7 Km entfernten Praia da Marinha zu gehen, da der Bus erst vier Stunden später losfuhr und vielleicht klaubte uns ja jemand am Weg auf. Wobei ich diesbezüglich nicht viel Hoffnung hatte, da ich zuvor las, dass Hitchhiking in Portugal keineswegs ein leichtes Unterfangen ist.
Mitten am Weg begegneten wir zwei Hunden die kläffend und zähnefletschend auf uns zu liefen; ich dachte schon, sie fallen uns an; Pascal konnte sie zum Glück mit unserem gefundenen Sonnenschirm auf Abstand halten und wir suchten schnell das Weite. Es war unglaublich heiß. Die Straße war leider nicht viel befahren, denn es kam nur alle heiligen Zeiten ein Auto vorbei.
Ich streckte dann immer meinen Daumen raus und schon etwa das zehnte Auto blieb Gott sei Dank stehen und nahm uns mit. Juhu, denn zum Strand wären wir locker noch eine Stunde in der Mittagshitze gerollt. Unser Retter war ein junges Pärchen aus Spanien, genauer gesagt aus Madrid. Und sie wollten ebenfalls zum Praia da Marinha – perfekt!
Dort angekommen staunten wir nicht schlecht: zum einen da sich gefühlte tauuuusend Touristen dort rum trieben und zum anderen da die Landschaft so atemberaubend war – einfach wuuuunderschön!! Die unglaubliche unendlich reichende Aussicht vom Top der Felsen war super! Die Fels-Formationen bestehen übrigens aus gelben und rötlich braunen Kalk- und Sandsteinfelsen und geben ein geiles Bild ab!
Damit wir zum Strand gelangten, mussten wir mal einige Minuten bergab gehen. Unten angekommen wollte ich mir meine Strandschuhe anziehen und entdeckte, dass einer fehlte. Nein, bitte nicht! Die Schuhe waren zwar billig und sehen aus als wären sie durch den Fleischwolf gedreht worden aber sie haben einen hohen immateriellen Wert für mich, da ich diese damals in Vietnam kaufte und mich seitdem auf allen meinen nachfolgenden Reisen begleiteten. Ich stieg also wieder rauf und ging alles retour und suchte jeden Zentimeter ab auf dem wir uns in der letzten halben Stunde befanden. Und siehe da: gaaaanz hinten natürlich, lag er – nichts Böses ahnend – auf einem Feldweg.
Der restliche Tag war dann recht unspektakulär (naja wie man’s halt sieht) und schön, Pascal ging baden und bekam leider einen mega Sonnenbrand, wir chillten am Strand und am Abend suchten und fanden wir ein tolles Plätzchen wo wir unser Zelt aufschlugen. Der Boden sah aus, als wären wir am Mars gelandet aber unsere Zeltmatten ließen uns, nach einem traumhaften Jausnen bei Sonnenuntergang auf den Klippen, herrlich gemütlich schlafen.
Am nächsten Morgen wachten wir zwar bereits um 6 Uhr auf, blieben aber noch bis 8 Uhr liegen, da wir uns in diesem abgelegenen Versteck so sicher fühlten. Nach dem obligatorischen Luft auslassen, Zelt und Schlafsack zusammenpacken wanderten wir den Coastal Walk… wuuuunderschön. Wow was für ein schöner Morgen! Zum Glück war es etwas bewölkt und dadurch die Hitze erträglich. Nach einiger Zeit erreichten wir den Praia de Benagil. Wir erklimmten sodann Stufen vom Strand hinauf zu einer kleinen Straße wovon wir den Bus zurück zur 7 km entfernten Busstation in Lagoa nahmen.
Lagos – die Algarve in ihrer Bestform
Wir verließen Lagoa und nahmen den Bus ins ähnlich klingende Lagos, was noch weiter westlich liegt. Über Lagos hatten wir nun schon so einiges gehört. Nämlich viele Schwärmereien, dass es unzählige unglaubliche Felsformationen, einsame Strände und Buchten zu bieten hat.
Lagos & Lagos. Als ich eine kurze Internetrecherche über diesen Ort an der Algarve startete, landete ich zunächst nicht in Portugal sondern in Nigeria. Da lernte ich etwas dazu: diese Namensgleichheit kommt nicht von ungefähr, denn es gab einst (ab dem Jahr 1444) im Hafen der Algarven-Stadt einen großen Sklavenmarkt. Aus Nigeria wurden schwarze Sklaven mit dem Schiff nach Portugal gebracht. Die Hafenstadt in Afrika wurde dann nach dem Zielort der „Lieferung“ benannt: Lagos. Was für abscheuliche Dinge dort geschahen kann man heute nur noch erahnen, der Platz beim Zollhaus hat jedenfalls noch immer den abartigen Namen „Sklavenmarkt“.
Zu dem Lagos in Afrika lässt sich sagen, dass es mit knapp 13 Millionen Einwohnern die bevölkerungsreichste Stadt Nigerias ist (war lange die Hauptstadt) und hinter Kairo die zweitgrößte Stadt Afrikas (Stand April 2016).
Okay aber nun wieder zurück zum portugiesischem Lagos (ich versprach mich übrigens hundertmal und mir kam immer das südostasiatische Land „Laos“ aus. Zu viele Orte in meinem Kopf.
Als wir ankamen wurden wir von den Touristenmassen einmal völlig umgehauen und uns fiel es zunächst echt schwer zu verstehen, warum jeder so von diesem Ort schwärmte und wir glaubten auch nicht, dass es uns hier gefallen könnte, aber wir revidierten unsere Meinung kurze Zeit später.
Da es unmöglich schien, hier ein gutes Zeltversteck zu finden, steuerten wir einen Campingplatz an, bauten alles auf und spazierten zum Praia de Pinhao. Schafft man es mal die Menschenmassen auszublenden, dann ist es ein wirklich magischer Ort. Fast noch schöner als in Lagoa fand ich. Durch Höhlen erreicht man andere, nicht so überlaufene Strände.
In der kommenden Nacht bereuten wir gleich, es nicht einmal versucht zu haben, einen geheimen Schlafplatz zu finden, denn so einige rücksichtslose Urlauber führten sich mitten in der Nacht am Campingplatz so auf, als wären sie alleine gewesen, schrien herum und hörten lautstark Musik.
Deshalb rissen wir auch gleich am nächsten Morgen mit allem was wir besitzen ab, kauften uns ein Busticket nach Lissabon (für den nächsten Tag), der nette Ticketverkäufer gab es uns aus unerfindlichen Gründen billiger und wir biegen zu den schönen Stränden ab, zB Praia Dona Anna, Praia do Camilo. Es hatte ungefähr tausend Grad.
Wir hörten von einem fast menschenleeren Strand, zu dem man nur gelangt indem man entweder ein Boot nimmt oder sich einen Weg über die Felsen sucht. Wir begannen zu klettern und hatten einen großartigen Ausblick. Kurze Zeit später trafen wir auf ein paar Rückkehrer die uns schon mal vorwarnten, dass es „pretty rough“ werden würde.
Dass es geil war, brauch ich euch eh nicht zu sagen! Pascal und ich fanden außerdem, dass die Landschaft an Nordthailand, nämlich an den Pai Canyon erinnert. Etwa drei Stunden später nach pretty roughen wandern und klettern haben wir ihn erreicht: den fast menschenleeren Strand (keinen Schimmer wie der hieß; bestimmt irgendetwas mit „Praia de stuff“. Neben ein paar Wenigen die ebenfalls dort hinkletterten, kamen auch ein paar Kajakfahrer vorbei und legten an dem schönen Strand eine Pause ein. Nun hatten wir uns eine Melone verdient!
Doch was dann unerwarteter Weise geschah, bleibt mir bis heute ein Rätsel: Von einer Sekunde auf die andere bekam ich sooo massive Schmerzen im rechten Unterbauch (eh von der Art die ich seit Monaten mitschleppe aber ums hundertfache verstärkt), dass ich schon wieder dachte, ich hätte einen Blinddarmdurchbruch. An einem unpassenderen Ort hätte ich diese unerträglichen Schmerzen nicht bekommen können. Dass ich noch immer keinen Plan habe was zum Teufel dieses immer wiederkehrende Leiden im Unterbauch ist (weshalb ich im Jänner von Südostasien nach Hause geflogen bin und anschließend drei Wochen für Arsch und Friedrich im Krankenhaus verbrachte) wissen einige von euch. Meistens kann ich es gut ausblenden. Als ich an dem fast einsamen Strand mit diesen irren Schmerzen lag die mich weinen und fast schon schreien ließen, dachte ich mir: das ist wie in einem schlechten Film: ich sterbe jetzt auf diesem Strand, an diesem schönen Ort. Tod im Paradies sozusagen. Gibt’s da nicht ein Buch das so heißt? Ich glaub, das hab ich sogar mal gelesen. Hach, immer diese Ironie in meinem Leben. Langsam wird’s langweilig.
Jedenfalls krümmte ich mich vor Schmerzen und Pascal wusste auch schon nicht mehr weiter. Ich sagte immer wieder zu ihm „Bring mi ins Krankenhaus oidaaa“. Aber wie bloß?! Wir waren drei Stunden dorthin geklettert inkl. Rucksäcke und Zelt und ich konnte mich nicht bewegen, nicht einmal zur Seite drehen. Es war aussichtslos. Ich war geliefert.
Aber wie so oft schon in meinem Leben, hatte auch diese unangenehme Geschichte ein gutes Ende gefunden (zumindest kurzfristig gesehen): nach 30 Minuten Probesterben waren sie weg die starken Schmerzen; als wären sie niemals da gewesen. LOL!
Ich spüre sie zwar immer noch hin und wieder aber ich gebe nicht auf, die Ursache irgendwann mal zu finden…
Naja jedenfalls war ich selten so erleichtert nachdem ich schmerzfrei war und wir feierten meinen zweiten Geburtstag indem wir noch weiter kletterten und noch viele weitere verlassene Buchten, Höhlen und Albatrosse fanden. Bei unseren gemeinsamen Reisen passiert es immer wieder: wir entdecken einen hammergeilen Ort oder ein besonderes Tier und wir vergessen alles um uns herum. Auch an diesem Abend. Die Sonne ging schon langsam unter und wir hatten ja noch gar keinen Schlafplatz – ajo! Außerdem mussten wir wieder ein Zeital nach oben klettern. Nachdem wir uns so schwer vom Sonnenuntergang losreissen konnten, war es dann schon ziemlich trawig. Lange Rede kurzer Sinn: Wir suchten ewig nach einem windgeschützten Versteck und verzweifelten schon leicht. Endlich, es war schon längst stockdunkel und wir irrten nun schon ein Weilchen planlos herum, bauten wir das Zelt in der Nähe der Klippen in einem kleinen Wald im Dunkeln auf und gingen pennen.
Adeus Algarve! – Olá Lisboa!
Wir wachten bald auf und packten das Zelt zusammen. Anschließend machten wir noch einen Abstecher zum nahe gelegenen Leuchtturm und wunderten uns, wie viele Leute um diese unchristliche Uhrzeit bereits auf den Beinen waren. Bei der berühmten Ponta da Piedade (Point of Mercy), der für viele und wohl auch für mich, den Höhepunkt der Algarve darstellte, machten wir einen Stopp, konnten mit „Waaaaooohhhhwww“ sagen nicht aufhören und frühstückten. Soo wunderschön.
Ich denke, dieser Ort schaffte es sogar auf meine Top 10 Landschaften des vergangenen Jahres und erinnerte mich ein kleines bisschen an die Halong Bucht in Vietnam! Einige Reiseblogger gehen sogar so weit, zu sagen, dass diese Ponta da Piedade, der schönste Küstenstreifen wäre, den sie jemals erblickten – wow! Wir verabschiedeten uns von diesem Megaort, stapften zurück in die Stadt Lagos, sprangen in den Bus und krachten weiter in den Norden: Lissabon sollte also unser nächstes Abenteuer werden!
Wunderschöne Felsformationen, breite feinsandige Strände, versteckte einsame Buchten und malerische Dörfer: dies alles hatten wir uns von der südlichsten Region Portugals erhofft und wir wurden nicht enttäuscht. Die wunderschöne Algarve darf und kann sich definitiv mit diesen Attributen schmücken.