Von der Silvesterparty auf den OP-Tisch, Bianca allein im Dschungel & andere verrückte Geschichten aus Kambodscha
Kambodscha ich kommeeee zurück – Grenzübergänge werden wohl nie fad
Es ist einen Tag vor Silvester als ich Bangkok den Rücken kehre und mich wieder nach Kambodscha aufmache. Ich hätte zwar auch noch länger in Thailand bleiben oder gleich mit Laos weitermachen können aber mich zog es nochmal zurück nach Kambodscha; ich war irgendwie einfach noch nicht fertig mit dem Land, denn die berühmten Tempelanlagen von Angkor Wat habe ich noch gar nicht gesehen, und was wär ein Besuch in diesem Land ohne diese weltbekannten Tempel? Und außerdem wollte ich unbedingt Silvester mit Stephanie und Ashley feiern, also buchte ich ein Ticket und wurde am morgen vor der Travel Agency in Bangkok abgeholt.
Das Komische an diesem Grenzübergang ist, dass man in diese Richtung (also von Thailand nach Kambodscha) eine Nacht auf der Grenze übernachten muss, mit der Begründung, dass der Grenzübergang schließt. Bullshit würde ich dazu sagen, denn man passiert die Grenze etwa um 19 Uhr (diese hat bis 22 Uhr geöffnet) und außerdem geht man an dem Tag noch über die Grenze (also man ist sowieso schon drüber) und muss auf der kambodschanischen Seite in einem Hotel (das halt die Reiseagentur bei der Busticketbuchung ausgewählt hat) pennen; sicher wieder irgendein Leger.
An diesem Tag war ich mental wohl stärker drauf als an dem Tag als ich in die andere Richtung die Ländergrenze beschritt, denn obwohl ich so eine schlechte Erfahrung bei dieser Koh Kong Grenze hatte, war ich diesmal gut gelaunt und hatte keinen Schiss.
Bis kurz vorm Übergang war es diesmal ein gemütlicher großer Bus und ich saß neben Tommaso aus Italien. Er sowie 99 % der restlichen Busgäste (außer mir) wollten alle nach Koh Chang (was zwar ziemlich nahe an Kambodscha dran liegt aber dennoch eine thailändische Insel ist).
Gesundheitlich ging es mir bei dieser Busfahrt garnicht gut und ich führte das auf die starken thailändischen Tabletten zurück. Ich hatte minutenlange Schwindelanfälle sowie Genick- und Kopfschmerzen. Außerdem breitete sich der Ausschlag, den ich das erste Mal im Krankenhaus von Bangkok entdeckte, fast auf meinem ganzen Körper aus!
Beim Busbahnhof musste ich dann in einen kleinen offenen Bus umsteigen und in diesem Auto (das sich Bus schimpft) habe ich Julia und Pia (<3) aus Österreich sowie Itay aus Israel und Vivi aus Deutschland kennengelernt. Der Grenzübergang war schon wieder so ein Witz, da es an Korruption kaum zu überbieten war aber dadurch, dass wir diesen zu fünft meistern mussten, fand ich die ganze Prozedur gar nicht so schlimm bzw. sogar teilweise sehr amüsant.
Begonnen hat das Ganze damit, dass sie für einen Gesundheitscheck Geld einkassierten (ein Mitarbeiter der Grenzpolizei richtet jedem von uns ein Fieberthermometer an die Stirn (wie ein Laserpointer) was nebenbei bemerkt nur eine Attrappe ist und konstant 36,4 Grad anzeigt. Weitergegangen ist es so, dass sie anstatt der offiziellen 30 Dollar Visagebühr gleich mal um ein Drittel mehr verlangten. Nene nicht mit uns! Und schon garnicht mit Pia! :D Wir befanden uns in dem Büro des Polizisten und diskutierten herum, dass dies nicht die Wahrheit ist und zeigten ihm sogar im Internet, dass wir genau wüssten, dass wir nicht soviel zahlen müssten. Das war ihnen alles wurscht; sie blieben stur bzw. wurden sogar schon wütend und sagten, dass wir entweder 40 Dollar zahlen müssten oder wir bekämen kein Visa und müssten an der Grenze schlafen. Ich hab sowieso Respekt vor uniformierten Menschen und hätte wohl, wäre ich alleine gewesen, sicher die geforderten 40 Dollar bezahlt, aber zusammen ist man bekanntlich ja stärker und wir gaben nicht nach. Julia und ich saßen draußen und passten auf die Rucksäcke auf während Itay, Pia und Vivi im Büro der Polizei elendslange diskutierten. Sie drehten dann sogar schon das Licht ab, was ich als Psychoterror einstufte und ich live an Mama und Papa zuhause berichtete.
Achja was ich noch vergaß: auf der thailändischen Seite sagte man mir, dass sie auf der kambodschanischen Seite keine thailändischen Baht als Zahlungsmittel für das Visa akzeptieren würden weshalb ich mit dem miesesten Wechselkurs der Geschichte in US-Dollar umwechseln ließ und ratet mal was sie auf der kambodschanischen Grenze dann haben wollten! Irgendwie hat es Itay geschafft, (unter anderem mit dem Argument, dass es sonst schlechtes Karma bedeutet und es laut ihm dem Grenzpolizisten einen Schrecken auf das Gesicht zauberte) den Preis des Visas auf zumindest 35 US-Dollar zu senken und dass er und ich doch in Dollar zahlen durften und nicht nochmal mit Verlust umwechseln müssten.
Okay der Spaß ist aber noch nicht vorbei, denn nun mussten wir ja irgendwie noch zu unseren Hotels kommen wo wir ja übernachten mussten. Der Transport von der Grenze zum Hotel ist in dem Busticket schon enthalten aber unser Problem war, dass niemand da war, der sich dafür verantwortlich sah. Wir glotzten in der Gegend herum mit der Hoffnung auf Hilfe und waren nun schön langsam müde und etwas genervt aber plötzlich tauchte Itay mit einem Kambodschaner auf und stellte ihn uns vor: „Das ist unser Fahrer“. Lol! Der einzige Mann, der bereit war uns zu den Hotels zu fahren, war allerdings sturzbesoffen, aber sowas von! Auf dem Tisch an dem er gesessen hatte, standen locker 30 Dosen Bier. Er war voll nett und gut gelaunt und lallte sinngemäß irgendetwas von „Ich habe drei Stunden auf euch warten müssen, was hätte ich denn sonst tun sollen“?! Wir stiegen trotzdem ein, wir vier Mädels hinten und Itay am Beifahrersitz. Der Taxifahrer guckte ins Auto rein und bevor er sich herein schwang sagte er noch „Ich komme gleich, ich hol mir noch Bier – wollt ihr auch eins?“
Die zwanzig minütige Fahrt war dementsprechend aufregend: gleich beim Start waren wir als Geisterfahrer unterwegs, er ist statt auf der rechten auf die linke Straßenseite gefahren (in Thailand ja umgekehrt) und nachdem wir ihn darauf aufmerksam machten, schwenkte er das Auto schnell rüber (denn Gegenverkehr war schon im Anmarsch) und sagte freudig „Aaaahhhh yeahh yeahhhh“! Von diesem Moment hat Pia zum Glück ein Video gemacht! Und auch die restliche Fahrt war nicht ohne: er fuhr zu einer Polizeistation (nochmal zur Erinnerung: er war hackedicht!) denn die kontrollierten unsere Pässe auf gültige Visa und jedesmal wenn eine von uns hinten etwas zu ihm sprach, drehte er sich um als würde das Auto selber den Weg kennen. Wir kamen überraschenderweise in einem Stück an (er machte das ehrlich gesagt gar nicht schlecht) und lieferte Vivi und mich bei einem anderen Hotel ab als die anderen drei. Nachdem ich auf mein Zimmer gegangen war und mich gerade häuslich einrichtete, klopfte es an meiner Tür: es war der besoffene Taxifahrer; er fragte, ob ich mit auf ein Bier gehen würde! :D
Silvester am Strand: von irrer Beachparty auf den OP-Tisch
Am nächsten Morgen fuhren Julia, Pia, Itay und ich fünf Stunden lang nach Sihanoukville, was im Süden von Kambodscha liegt (Vivi nahm einen anderen Anschlussbus nach Phnom Penh). Besonders Julia und Pia hatte ich ins Herz geschlossen und so hoffte ich, sie wieder zu sehen! Am Busbahnhof in Sihanoukville trennten sich alle unsere Wege: Itay fuhr per Boot auf die nahegelegene Insel Koh Rong, Pia und Julia fuhren in ihr vorreserviertes Hotel und ich krachte per Motorbiketaxi zu Ashley und Stephanie, die sich am Otres 2 Beach ein Bungalow organisierten und mich in ihr Doppelbett quetschen ließen! Darüber bin ich saufroh und ihnen sehr dankbar denn zu Silvester ist die Hölle los und so gut wie alles ausgebucht.
Ich war so happy die zwei wieder zu sehen und nun mit ihnen ins neue Jahr feiern konnte, denn es war ja nicht fix ob ich es rechtzeitig schaffen würde. Die beiden haben sich leider, während ich in Bangkok war, auf Koh Rong eine Lebensmittelvergiftung zugezogen aber zum Glück ging es an diesem Tag schon wieder bergauf und wir konnten fett Party machen! Geilerweise war auch Ben zur selben Zeit in Sihanoukville und so feierten wir (nachdem wir uns bei Tageslicht in dem herrlichen Meer suhlten) die geilste Silvester- und Beachparty auf der ich jemals war. Ich weiß nicht genau, aber es müssen tausende Partymenschen gewesen sein die auf dem kilometerlangen Serendipity Beach, auf dem eine Bar nach der anderen steht, abfeierten. Es war ein – kein Schmäh – stundenlanges Feuerwerk sowie hunderte (oder tausende?) Laternen stiegen über uns empor. Wooow was für eine geile Nacht! Zumindest bis etwa 1 Uhr war es geil, dann passierte nämlich das Unheil: Ashley und ich gingen gerade los um die Toilette aufzusuchen, da machte es „Bumm“ und ein Feuerwerkskörper explodierte ganz in der Nähe von uns. Wir schüttelten nur den Kopf und wussten zu dem Zeitpunkt noch nicht, dass es Stephanie erwischt hatte! Ihr Fuß blutete und es steckte auch etwas Feuerwerk darin. Die Nacht war somit gelaufen. Sie war ganz bleich und ihr war schwindlig was auch eventuell daher rührte, dass Ben vielleicht nicht ganz sensibel auf den Unfall reagierte: „Oh FUCK! So much blood! Keep talking to me, Stephanie! So much blood! Oh my god!“
Und obwohl er schon halbwegs bedient war, verarztete er sie provisorisch bis ich mit ihr in das städtische Krankenhaus kam (wir benötigten ewig hin weil so ein Stau war) und ihr dort Teile vom Feuerwerk aus dem Fuß „operiert“ (also mit örtlicher Betäubung) und es genäht wurde. Wir konnten alle nicht fassen, dass dies passiert war, alles war doch noch so super kurze Zeit vorher! Aber wir müssen froh sein, dass es „nur“ den Fuß erwischt hat; es hätte noch viel schlimmer ausgehen können!
Unsere Pläne, am nächsten Tag in einen Nationalpark für ein paar Tage trekken zu gehen, konnten wir somit über Bord schmeissen. Ohne Stephanie waren Ashley und ich auch nicht so motiviert dazu, deshalb schmiedeten wir neue Pläne. Stephanie hätte noch zwei weitere Wochen Zeit zum Reisen gehabt, sie musste jeden zweiten Tag ins Krankenhaus fahren um die Wunde säubern zu lassen und so kalkulierte und überlegte sie was sie tun sollte. Verfrüht nach Hause fliegen? Oder mit verletztem Fuß hier bleiben? Sie entschied sich dafür, nicht verfrüht nach Hause zu fliegen (ich verstehe dich voll und ganz Stephanie) und sie fuhr sogar stundenlang in einen anderen Ort in Kambodscha (ich glaube Battambang) aber leider infizierte sich ihre Wunde und so flog sie doch verfrüht auf dem schnellsten Weg heim (ich glaube, dass dies sogar die Versicherung übernommen hat).
Ashley fuhr gemeinsam mit Ben nach Mondulkiri wo sie inmitten des Dschungels in Hängematten pennten (wie geil). Ich entschied mich dafür, auf die Insel Koh Rong zu düsen wo sich Itay noch immer befand sowie mittlerweile Pia und Julia auch dort waren! Yeah!!!
Bianca allein im kambodschanischen Dschungel – irgendwann bringt mich mein Sparzwang noch ins Grab
Nach einem reichhaltigen Frühstück bei schönstem Ausblick aufs Meer verabschiedete ich mich nun endgültig von den zwei Mädls (wir machten uns schon das nächste Treffen beim Oktoberfest aus), stieg in ein TukTuk und ließ mich an den Pier in Sihanoukville bringen und wartete auf meine Slow Ferry (2 bis 3 Stunden anstatt Fast Ferry 30 Min.). Wie so gut jedes Transportmittel in Kambodscha mit dem ich bislang gefahren bin hatte Verspätung – ganz normal; so auch diese Fähre. In der etwa zwei- oder dreistündigen Wartezeit lernte ich einen kambodschanischen Doktor der an der thailändischen Grenze und seine entzückende Familie kennen; er erzählte mir einiges über die harte Arbeit als Doc.
Wen ich außerdem noch beim Einsteigen ins Boot kennenlernte, waren zwei wirklich verrückte Vietnamesinnen: Ami und Chang. Die beiden sind so geil drauf und packen das Leben beim Schopf: sie haben zwar nur vier Tage Urlaub bekommen aber sind für einen kurzen Abstecher von Vietnam (Saigon) nach Kambodscha per Bus und nun wollten sie ebenfalls nach Koh Rong. Als ich sie fragte wie viele Tage sie blieben, bekam ich eine lustige Antwort: nicht Tage, nur Stunden, sie mussten am Abend schon wieder weg – lol! Okay gut, ihre Sache, ich würde das wohl nie machen, denn dass man von Koh Rong überhaupt bisschen was sieht, braucht man schon mal bisschen mehr Zeit, außerdem landet man als erstes am überfüllten Main Beach und muss ein Boottaxi auf einen anderen viel schöneren Strand nehmen. Noch dazu hatte die Fähre ja zwei, drei Stunden Verspätung; und dann nahmen sie auch noch die Slow Ferry pahahah! Am Ende blieb ihnen genau eine Stunde auf Koh Rong: wir gingen am Pier noch gemeinsam essen, sie erzählten mir Legenden aus Vietnam, wir tauschten verflossene Liebesgeschichten aus und hüpften noch kurz ins Meer bevor sie wieder fahren mussten.
Vor lauter Ami und Chang hatte ich auch völlig vergessen, dass ich ja noch irgendwie auf den Long Beach musste (wo sich Pia, Julia und Itay befanden). Angeblich war am Hauptpier alles ausgebucht (es war ja Neujahr) und ich durfte im Bungalow von Pia und Julia pennen. Okay es war mittlerweile 17 Uhr, um 18 Uhr geht die Sonne unter. Ich stackste also zu einem Boottaxi und bekam fast einen Herzinfarkt als er mir den Preis nannte um zum richtigen Beach zu gelangen: 40 Dollar, denn ich war ganz allein und konnte mir die Kosten nicht teilen. Scheiße! Wo sollte ich denn nun pennen? Nicht mit mir! Der Boottaxidriver erkannte den Ernst der Lage und verriet mir, dass es eine Abkürzung gebe und zwar durch den Dschungel! Ich musste jedoch schnell machen, denn die Sonne stand schon sehr tief und allein und dunkel macht Dschungel nicht soviel Spaß (natürlich kein Handyakku oder Taschenlampe). Außerdem kommen in der Nacht die Schlangen von der gemeinen Sorte, wie Vipern und Kobras, raus. Ich musste schnell entscheiden. Er sagte, es ist ganz leicht zu finden, einfach bei Wegabzweigungen da entlang gehen, wo FlipFlops liegen – okay dann los!
Die arbeitenden Männer am Beginn des Waldes sahen mich an, als wäre ich verrückt (bin ich ja irgendwie auch!). Mit meinem Backpack rannte und sprang ich durch den Dschungel und wurde langsam nervös, denn es waren genau bei einer einzigen Abzweigung FlipFlops zu finden; bei allen anderen war absolut keine Wegweisung, so musste ich nach Intuition entscheiden, das sicher zehnmal. Oftmals war ich mir nicht mal mehr sicher, ob ich mich denn überhaupt noch am Pfad befand, es war alles völlig verwachsen. Es wurde immer dunkler und dunkler und ich wurde immer verschwitzter und dreckiger da es mich auch zwei, dreimal auf die Gosch‘n prackte.
Als die Sonne dann schließlich schon gefährlich tief stand, ich denke, es war etwa zehn Minuten bis zur völligen Dunkelheit und mich zum krönenden Abschluss noch fünf Hunde verfolgten (mich aber nicht anfielen), fand ich eeendlich den Weg aus dem Dschungel raus; daran habe ich schon fast nicht mehr geglaubt; ich war heilfroh. Die Freude hielt aber nur kurz an, denn als ich völlig außer Atem den erstbesten Menschen fragte, ob es sich hier eh um den Long Beach handelte, schaute mich dieser verdutzt an und sagte: „Ähhh, nope, that‘s the main beach“. Whhhaaaaat??!!! Sprich, ich bin einen blöden Loop 1,5 Stunden völlig für‘n Arsch die nicht gerade ungefährliche Abkürzung gerannt und bin jetzt schon wieder, oder noch immer, auf dem elenden Main Beach. So toll, was mache ich jetzt? Für den Bruchteil einer Sekunde habe ich ernsthaft überlegt, nochmal den Weg durch den Dschungel zu wählen aber Gott sei Dank gleich wieder verworfen, das wär wohl scheiße ausgegangen!
Stattdessen bin ich am Strand herumgeirrt und habe nach netten Boottaxi-fahrern Ausschau gehalten und schließlich einen gefunden, der mich für ausnahmsweise 10 Dollar zum Long Beach bringen wollte. Ich hüpfte in sein Boot (nun war es stockdunkel) und wir fuhren los. Ich war froh, dass ich nun doch noch einen Platz zum schlafen hatte, freute mich schon auf Pia und Julia und konnte jetzt über die Dschungel-Loop-Geschichte lachen. Aber wie das Schicksal so spielt, sollte ich beim Long Beach an diesem Abend nie ankommen, denn als wir uns etwa bei der Hälfte befanden (in Summe ca. 1 Stunde Fahrt), machte das Boot seltsame Geräusche und nachdem der Fahrer am Motor herumwerkte, sagte er mir, dass es ihm Leid tue aber wir umkehren müssten, denn das Boot würde ganz bald eingehen. Ich flehte ihn an nochmal nachzusehen und er probierte wirklich einige Minuten und schraubte und goss Benzin nach aber es machte alles keinen Sinn: wir mussten wieder zum Main Beach zurück. Ich dachte, ich spinne! Was zum Teufel wollte mich davon abhalten zum Long Beach zu gelangen? Der nette Bootsfahrer brachte mich also wieder zum Pier, verlangte für den Ausflug kein Geld und hatte zum Glück einen Bruder, den ein billiges Hostel gehörte. Ich pennte in einem gemütlichen Bett am Dach unter freiem Sternenhimmel nur mit Moskitonetz. Geil!
Ich konnte den Zweien aber leider nicht Bescheid geben, dass ich an diesem Abend nicht mehr vorbeikommen würde, da die Insel im alltäglichen Sprachgebrauch auch als „no-wifi-Island“ bezeichnet wird (ganz selten findet man aber eins). Stattdessen verbrachte ich einen gemütlichen Abend am Strand mit anderen Hostelgästen. Zu späterer Stunde fanden Johan aus Schweden und ich eine Gruppe von Phnom Phenern die Silvester auf der Insel nachholten und kräftig feierten und uns dazu einluden. Sie hatten eine kleine Bar nur für sich gemietet und spielten uns kambodschanische Partymusik vor und wir ihnen schwedische/österreichische Lieder. Es war also doch noch ein guter Abend geworden und das beste: später fand ich raus, dass es Glück war, dass ich weder den „richtigen“ Weg fand, noch das Boot durch hielt und mich zum Long Beach brachte, denn es war eine Namensverwechslung und ich wäre an einem ganz anderen Ort herausgekommen als die beiden ihr Bungalow hatten – pffuuuhh! Im Nachhinein betrachtet ist vieles anders (viel besser!) als wie es auf den ersten Blick scheint!
Kokosnüsse, leuchtendes Plankton und zelten am Strand: Die Ösis im Paradies
Am nächsten Tag nahm ich ein Boottaxi (5 $ statt 40 $ yeahhh) und erreichte schließlich das pure Paradies! Oh mein Gott, wie schön!? Das Wasser so türkis wie ich mir die Malediven vorstelle – ein Traum! Ich fand Pia und später Julia und Itay als ich am Strand ziellos herum irrte und baff von der schönen Umgebung war. Die beiden sind bei dem netten Kambodschaner „Mr. T.“ und seiner Familie untergekommen. Den restlichen Tag war Julia beim Ukulele spielen zuhören, chillen und baden angesagt, sowie den Sonnenuntergang ansehen und im Sand dinieren. Außerdem entdeckten wir am Weg zurück lauter Glitzer im Meer: das war Plankton! Es war zwar nicht soviel (die beiden hatten einen Ausflug zu einem anderen Strand gemacht und noch viiiiiel mehr beim Schnorcheln gesehen) aber es war genug glitzernder Plankton um mich glücklich zu machen! Die Nacht war interessant: ich zeltete das erste Mal am Strand was irgendwie saugemütlich und irgendwie sauungemütlich zur selben Zeit war. Ich konnte mich auch nicht entscheiden, ob das laute Meerresrauschen ein Fluch oder Segen war.
Mein letzter Stopp in Kambodscha: Angkor Wat
Am nächsten Tag nahmen wir die slow ferry zurück nach Sihanoukville; Julia und Pia fuhren mit dem Nachtbus nach Siem Reap (hier befindet sich das berühmte Angkor Wat) wohin ich ihnen nach einem weiteren Tag in Sihanoukville folgte. Die kambodschanische Pünktlichkeit kenne ich nun eigentlich eh schon (nicht vorhanden) und ich habe generell gelernt, ruhig zu bleiben auch wenn der Bus nach 30 Minuten noch nicht da ist (hört sich nach mir an oder?), aber an diesem Abend, ich stand im Finstern an der Straße, habe ich ganze 2,5 Stunden gewartet und dachte schon, sie hätten auf mich vergessen. Aber sie sind jedesmal erschienen und auch dieser Nachtbus hat mich abgeholt und mich mehr oder weniger sicher nach Siem Reap befördert. Ich kann mich nicht mehr an die geplante/tatsächliche Fahrtzeit erinnern, ich weiß nur mehr, dass um 1 Uhr Früh der Bus kaputtging und sie drei Stunden lang (lautestes Gebohre) versuchten, den Bus herzurichten. Um 4 Uhr gaben sie auf und wir stiegen um. Wir kamen statt 6 Uhr Früh übrigens zu Mittag an. Was auch noch lustig war an der Busfahrt: Dieser bestand nämlich aus lauter Schlafkabinen. Stellt euch die bitte nicht so komfortabel und geräumig wie im Zug vor! Neinnein! Etwa einen Meter in der Breite und 1,8 in der Länge sind die und man wird zu Zweit dort reingequetscht. Da ich ja alleinreisend bin, musste ich mir dieses kuschelige Plätzchen mit einem völlig Fremden teilen. Er war ein ganz netter Einheimischer und hat fast die ganze Zeit über gepennt oder mich mit Essen und Strom versorgt.
Die nächsten paar Tage waren auch so fabelhaft und Siem Reap blieb mir sehr positiv in Erinnerung! Als ich nach dieser irrsinnig langen Nachtbusfahrt am Busbahnhof ankam und mich in ein TukTuk setzte, wollte der Fahrer natürlich wissen wohin er mich bringen sollte. Ich hatte wie meistens nichts vorgebucht, hatte keinen Plan von nichts. Daher brachte mich der Fahrer (einzige Bedingung: irgendwas Billiges) zum Garden Village. Bingo! Neben der Tatsache, das es saubillig war (3 $ pro Nacht) war es wirklich guuut! Ich pennte zwar in einem Vierzig-Betten-Zimmer, aber durch die gute Aufteilung bekam man die anderen garnicht mit. Das Hostel verfügte über eine gemütliche Lounge und ein riesiges Pool und ne coole Bar. An dem Morgen lernte ich Graham aus Colorado kennen. Er ist Fotograf und seit zwei Jahren permanent am Reisen. Seine Bilder (Landschaftsfotograf) sind der Wahnsinn! Coolerweise bekam ich ne Einleidung in das wunderschöne Colorado, mal sehen wann ich dort hinchecke! Ansonsten stand an dem Tag noch essen mit Italienern am Programmo (sie dachten ich wäre eine von ihnen), chillen am Nachmittag weil mir elendig schwindlig war und am Abend traf ich Piiiia und Juuulia zum partymachen! Die berühmte Pubstreet in Siem Reap mussten wir unbedingt besuchen! Und wir wurden nicht enttäuscht!! Wow wie geil?! Ist wohl sowas wie der kambodschanische Gegenspieler zur thailändischen Khao San Road! In einer ganzen Straße geht‘s ab wie Sau! Neben vielen Bars und Pubs haben mir die beiden Clubs „Angkor What?!“ und irgendwas mit „Temple“ am besten gefallen, diese befinden sich genau vis-a-vis. Die Musik ist so laut, dass man locker auf der Straße stehen und dort abshaken kann, was auch jede Nacht ab einer gewissen Uhrzeit der Fall ist! So cool! Da tanzen einfach unzählige Leute auf der Straße und geben sich Dancebattles! Es war so der Spaß mit den zwei Mädls; ich würde die Nacht gern nochmal erleben! Erst um 6 Uhr Früh trat ich den Heimweg an. PS: ich habe keinen Schluck getrunken da ich ja auf Antibiotika war und ich sowieso keinen Alk brauche. Die beiden Male, an denen ich auf meiner Reise Alkohol trank war in Vietnam, Saigon und einmal in Thailand, Chiang Mai. Den nächsten Tag gammelte ich am Pool herum, recherchierte für mein nächstes Reiseland Laos, ließ Passfotos machen, borgte mir ein Fahrrad aus und radelte zum 7 Kilometer entfernten berühmten Angkor Wat um den Sonnenuntergang zu bestaunen. Wow! Wenn man zwischen den Trilliarden Touristen durchguckte, konnte man den schönen riesigen Tempel sehen! Und wenn man die Massen ausblenden und ignorieren kann, dann gelingt es sogar, dass man eine magische Atmosphähre spürt!
Am Abend, als ich ins Hostel zurückkam, widerfuhr mir etwas Ominöses: ich setzte mich in die Lounge zu iiiirgendwem, also zu einem random Fremden; er sah mich an und sagte: „Hallo Bianca, wie geht‘s?“. Ich war geschockt und fragte natürlich woher er meinen Namen kannte. Das Komische war ja, dass ich mich zu ihm setzte und ich ihn noch niemals zuvor gesehen hatte. Das verriet er mir nicht, er sagte nur, dass er ein Guru und Yoga-Lehrer aus Wien sei und stellte mir komische tiefgründige Fragen wie beispielsweise „Was ich vom Leben will“, und ich soll nicht suchen sondern finden. Was mich aber dann völlig verwirrte, war, dass er sagte, ich sollte endlich mal abschließen, denn sonst werden meine Schmerzen nie weggehen. Hatte ich natürlich auch schon angedacht. Meine (Kranken-)Geschichte hatte ich hier niemandem erzählt und meinen Namen kannten auch nicht viele in dem Hostel also wiiiiie zum Teufel wusste er das alles? Ich spazierte gedankenverloren in mein Zimmer und fiel in einen traumlosen Schlaf.
I never have to temple again – die Tempelanlagen von Angkor Wat
Was auf einer jeden bucketlist von Kambodscha Reisenden steht, ist sicherlich, sich Angkor Wat bei Sonnenaufgang anzusehen. So auch auf meiner! Dies war aber nur ein Plan! Um den sunrise zu sehen, muss man spätestens um 5 Uhr aufstehen und mit dem Fahrrad pressen, ich pennte gleich mal bis 7 Uhr und fuhr dann erst los. Ein paar Leute vom Hostel waren auch auf dem Weg aber ich schloss mich niemandem an, denn das bedeutete sich ev. nach anderen zu richten und die Tempelanlagen wollte ich unbedingt ganz alleine für mich genießen. Es gibt einen Tagespass für 20 $ und einen Dreitagespass für 40 $. Ich entschloss mich für den Eintagespass und wollte daher soviel wie möglich sehen! So spaltete ich mich ab und hatte einen sehr schönen, wenn auch anstrengenden Tag! Ich kann bei Gott nicht mehr sagen, welche Tempel ich gesehen und welche ich gespritzt habe, das Gebiet ist riiiiiiiiesig, ich kann mich allerdings an mein persönliches Highlight „Ta Phrom“ erinnern. Dort wurde Indiana Jones und Tomb Raider gedreht und es scheint, als würden die Pflanzen und Bäume sich ihren Platz zurückerobern und schlingen sich um die Überreste der Tempel – so schön! Einige Tempel (wie der Haupttempel) waren hoffnungslos überfüllt und es fiel schwer die Magie zu spüren, doch bei einigen Tempeln (auf einen kraxelte ich steil hinauf) war ich ganz allein. Das war toll!
Wer Zeit und Geld hat (und noch nicht zu viele Tempel in den letzten Monaten gesehen hat) für den würde ich auf alle Fälle einen Dreitagespass empfehlen! Möchte man es gemütlicher angehen und sich keinen Drahtesel mieten, dann kann man auch lockerlässig in eines der dreihundertausend TukTuks springen und dieses für die gewünschte Zeit mieten.
Ich strampelte nach dem Sonnenuntergang zurück (mein Tempelbarometer war nun auf voller Power) und hatte den ganzen Tag leider starke Schmerzen im rechten Unterbauch. Ich hoffte noch immer, dass die Medizin bald anschlagen würde. Im Hostel traf ich wieder auf den komischen Wiener der mich diesmal nicht mit Lebensweisheiten bewarf, mir aber dafür ein unmoralisches Angebot machte – lol! Ein anderer Hostelgast aus Deutschland hörte mit und verscheuchte ihn; habe den Wiener seitdem nie wieder gesehen. Ich gesellte mich zu anderen an der Lounge am Pool und lernte unter anderem Buzy aus Israel kennen. Fragt mich nicht weshalb, aber mit Israelis verstehe ich mich immer auf Anhieb so gut; als würden wir uns auf der selben Wellenlänge befinden. Vielleicht weil ich wie eine Israelin aussehe (als das werde ich am häufigsten gehalten) und in meinem früheren Leben eine war. ;) Jedenfalls fühlte es sich an als würde ich Buzy schon ewig kennen und wir quatschten solange bis die Sonne aufging.
Um 7 Uhr früh musste ich mich von dem tollen Hostel Garden Village, von der Stadt Siem Reap und überhaupt von dem Land Kambodscha verabschieden, denn nun begann ein neues Chapter: Laos halt dich fest, Bianca ist nicht mehr weit!!
Mein Fazit über Kambodscha:
Puhhh aaalsooo: Mit der Hauptstadt Phnom Penh werde ich mich wohl eher nicht anfreunden. An diesem Ort fühlte ich mich das einzige Mal auf meiner Südostasienreise nicht ganz wohl. Es ist nichts passiert, aber man wird von jedem gewarnt und das macht unsicher. Die Orte im Süden hingegen sind ein einziger Traum: Kampot das gechillte Örtchen am schönen Kampotfluss und die nicht weit entfernte Küstenstadt Kep haben mich verzaubert und von Sihanoukville und Koh Rong will ich garnicht erst anfangen (besonders die Insel Koh Rong ist ein Muss!). Ansonsten habe ich noch Siem Reap in meinem Sortiment das natürlich mit Angkor Wat auftrumpft. Aber sagen wir mal so: Es war eine schöne geile herausfordernde Zeit in Kambodscha, ich dieses Land jedoch nicht zu meinen Lieblingen zähle. Über die Einwohner Kambodschas (Khmer) kann ich überwiegend Gutes berichten (außer dass mir die TukTuk Fahrer in Phnom Penh gewaltig auf‘n Sack gingen) „tuktuktuktuktuktuktuktktktktkkttktkt???!!!“ „NOOOOO TUKTUK! THANNKKSS!!“ Und dass mir Kambodscha generell halbwegs korrupt vorkam (siehe meine Grenzübergänge!). Aber obwohl die Khmer eine solche dunkle Vergangenheit haben und solch schlimme Dinge durchleben mussten, ist ihre Lebensfreude und ihre Warmherzigkeit nicht verloren gegangen, von dem sich jeder mindestens einmal in seinem Leben überzeugen lassen sollte! ;)
PS: Fotos werden nachgereicht…funzt mit dem Handy nicht so gut…
super Bianca, du bist schon besser als der proffesionelle Märchenerzähler Folke Tegetthoff, nur bei dir sind es keine Märchen, sondern das reale Leben. ???? Die Fotos von Angkor Wat sind traumhaft. ????????????????????????
die Fragezeichen sollten smileys sein ????