Von ersten Reiseerfahrungen alleine, einer Wolf-Gang & einem taffen Grenzübergang: Kambodscha
Nachdem ich ein fantastisches Monat in Vietnam verbracht hatte, war ich nun bereit für neue Schandtaten in einem neuen Land: Kambodscha war mein nächstes Ziel! Am Flughafen in Saigon musste ich noch schnurstracks einen Weiterflug buchen, sonst hätte mich die Fluglinie nicht mitgenommen; das ist der Nachteil an den für mich so attraktiven One-Way-Tickets. Ich kaufte ein Flugticket welches fünfeinhalb Wochen später von Bangkok nach Yangon in Myanmar ging. In dieser Zeit wollte ich sowohl Kambodscha, als auch Laos erkunden. Da das Leben aber oft eigene Stücke spielt, sahen meine folgenden Wochen völlig anders aus, als ursprünglich geplant aber alles der Reihe nach!
Start in der Hauptstadt Kambodschas: Phnom Penh
Bei dem elendslangen Flug von genau 20 Minuten von Saigon in Vietnam nach Phnom Penh in Kambodscha waren etwa 90 % der Plätze nicht besetzt. Die Zeit in der Luft war zwar kurz aber dennoch lang genug, um mir auszumalen, ob und wie sich das Reisen nun für mich ändern würde, da ich ab sofort definitiv alleine unterwegs war. Hätte mir jemand vor einem Jahr gesagt, dass ich wenige Tage vor Weihnachten, ganz alleine, nur mit Rucksack ausgerüstet, im Flugzeug von Vietnam nach Kambodscha sitze, ohne jegliche Pläne wer oder was mich am nächsten Tag erwartet, ich hätte laut losgelacht und demjenigen kein Wort geglaubt. Aber nun war es eben so und es fühlte sich großartig an!
Nachdem die Visa-Prozedur extrem reibungslos funktionierte, ich mir eine kambodschanische Sim-Karte besorgte (die ich übrigens bis zum heutigen Tag verwende; es ist der 29. Februar) und mir ein TukTuk mit einem gewissen Ralf teilte, der ebenfalls gerade in Kambodscha landete, meldete ich mich gleich zuhause, dass ich die ersten Stunden „alleine“ überlebt habe (haha). Ich kann mich noch genau erinnern: Mama warnte mich vor den Gefahren Kambodschas (wie Taschendieben und den im Wald herumliegenden Minen) und ermahnte mich, gut aufzupassen, in jeglicher Hinsicht. Ich musste schmunzeln und antwortete ihr, dass es wohl ziemlich unwahrscheinlich wäre, dass ich im Wald bzw. Dschungel hier in Kambodscha herum irren würde (wie falsch ich zu diesem Zeitpunkt doch lag!) Außerdem fragte sie mich, was ich nun für die nächsten Tage und Wochen geplant hätte, worauf ich antwortete, dass ich nicht mal wüsste, was ich in den nächsten 10 Minuten tun würde; das beruhigte sie natürlich ungemein!
Mein erster Reisetag alleine fängt ja schon mal gut an…nicht!
Ich checkte also im Happy House nähe der Riverside ein und spazierte draußen noch etwas herum und kaufte mir bei einem Markt Bananen. Ich ging durch die Stadt, die mir irgendwie gar nicht so sympatisch war und eher einen schlechten Eindruck auf mich machte. Was hier gleich auffiel war, dass man alles in US-Dollar zahlen muss, als Wechselgeld jedoch Riel zurückbekommt. Nachdem ich einige Zeit am Flussufer saß und das rege Treiben der Khmer (so werden die Einwohner Kambodschas genannt) beobachtete, ging ich zum Royal Palace und wurde von einem Typen aus Nigeria angesprochen, sein Name war Sunday.
Nett und freundlich wie ich bin, sagte ich nicht nein, als er fragte, ob er mich zum Abendessen begleiten könnte. Zunächst war alles in Ordnung, wir unterhielten uns und aßen zu Abend. Dass er mir das Essen zahlte (es waren zwar nur 2 Dollar, aber trotzdem) war mir schon mal ein Dorn im Auge, denn langsam aber sicher spürte ich, dass er wohl mehr im Schilde führte als nur eine Konversation; blöderweise hatte er bereits meine Kontaktdaten (smaaaart!). Ich sagte ihm, dass ich nun zurück ins Hostel gehen, duschen und womöglich schlafen würde, weil ich schon saumüde war. Er wollte jedoch unbedingt, dass ich mit ausgehe und ignorierte meine Proteste und akzeptierte kein Nein. Er meinte hundertmal, er würde einstweilen vorm Hostel warten, während ich mich ausraste, obwohl ich gar nicht ausgehen wollte und schon garnicht mit ihm. Nachdem sich das Ganze immer mehr aufschaukelte und ich langsam wütend wurde, da er mir immer weiter auf die Pelle rückte, kam mir jemand zu Hilfe und verscheuchte ihn. Hört sich zwar schlimmer an als es tatsächlich war, denn ich hatte zu keinem Zeitpunkt Angst vor ihm, noch war die Situation gefährlich, aber dennoch stressten mich in den Tagen und wenigen Wochen danach seine unzähligen, gefühlten achttausend Nachrichten und Anrufe wie Sau! Irgendwann musste er sich wohl eingestehen, dass ich nicht die „die perfekte Frau für sein Leben“ war und, ich, würde ich das sein, wenigstens einmal auf seine Kontaktversuche reagiert hätte. Was zum Teufel geht nur in so einem Hirn ab?! Naja, ich sah es als eine Lektion, die ich gleich an meinem ersten Tag alleine unterwegs, lernte.
Auf den Spuren der dunklen Vergangenheit im Tuol Sleng Museum
Ich teilte mir das Hostelzimmer mit einigen sehr interessanten Reisenden, unter anderem mit Ashok, einem Nepalesen. Ich freute mich, denn er war der erste, den ich aus Nepal kennen lernte. Er machte mir, mit seinem Schwärmen über sein Land gleich einen Gusta, dort hinzufahren, jedoch riet er davon ab in nächster Zeit hinzureisen, denn es war gerade nicht die optimale Reisezeit hinsichtlich des Wetters. Er erzählte mir auch, dass das Haus seiner Familie bei dem folgenschweren Erdbeben vor noch nicht allzu langer Zeit, völlig zerstört wurde.
Anmerkung am 12. April 2016: in zwei Tagen fliege ich nach Nepal und besuche Ashok! :D
In meinem Zimmer befanden sich außerdem drei Neuseeländerinnen die sich an diesem Tag ebenfalls das Tuol Sleng Museum ansehen wollten, ich hatte jedoch das Bedürfnis, dieses alleine zu besuchen. Dies ist das ehemalige Gefängnis S-21 der Roten Khmer und dient der Erinnerung an die dort begangenen Verbrechen. Zwischen 1975 und 1979 nach der Eroberung Phnom Penhs wurde die Schule mit einem Elektrozaun umgeben und die Klassenräume in Gefängniszellen und Folterkammern umgewandelt. In dieser Zeit wurden zwischen 14.000 und 20.000 Menschen aus allen Teilen Kambodschas dort inhaftiert; wenn ich mich richtig erinnere, gibt es nur sieben Überlebende. :( Es war ein sehr bedrückender Tag. Zusätzlich zu den unheimlichen Baracken und Folterinstrumenten sieht man ganz viele Fotos von den Opfern. Es hätte auch die Möglichkeit gegeben, die sogenannten Killing Fields zu besuchen, das etwas außerhalb von PP liegt, aber das war mir zu viel, darauf verzichtete ich. Dort wurden die Opfer, wie der Name schon sagt, hingebracht, um ermordet zu werden. Die armen Seelen wurden dort erschlagen, damit Geld für die Munition gespart wurde…
Im Hostel und in den Shops wird man mehrmals täglich, von Taschendieben gewarnt, besonders vor überfreundlichen Filipinos sollte man sich in Acht nehmen. Auf dem Weg ins Museum blieben sogar zwei neben mir stehen und versuchten mich in ein Gespräch zu verwickeln. Hinter ihnen fuhr ein TukTuk-Fahrer und deutete mir, schnell weiterzugehen; das fand ich irgendwie witzig, denn sonst sind es für gewöhnlich die TukTuk-Fahrer die etwas aufdringlich sind und teilweise nerven. Apropos TukTuk: nirgends hörte ich so oft: TUKTUKTUKTUK wie in Phnom Penh. Dies war auch die einzige Stadt in allen südostasiatischen Städten in denen ich bisher war, in der ich mich am wenigsten sicher fühlte.
Kampot & Kep
Ich wusste zwar, dass ich schnell wieder aus Phnom Penh weg wollte, hatte jedoch noch keinen exakten Plan wohin ich fahren sollte. Zufällig sah ich in Facebook, dass Amy, eine Bekannte aus England (in Thailand kennengelernt) sich gerade in Kampot, was südlich von Phnom Penh liegt, befindet. Sie schwärmte so sehr von diesem ruhigen relaxten Ort, dass ich schnurstracks einen Bus buchte und zu Mittag gleich dorthin fuhr. Nach ca. 4 oder 5 Stunden kam ich dort an. Von ihr bekam ich einen tollen Tipp als Unterkunft, was ich schon mal reservierte und ich mir ein eigenes Bungalow (für 7 Dollar) gönnte. Als ich vom Bus ausstieg, fragte ich ein paar Reisende, ob diese auch in diese Unterkunft fahren würden; und zum Glück fand ich Wolf, einen unglaublichen lieben, witzigen und massiv intelligenten Berliner der auch dort hin musste! Wir teilten uns also ein TukTuk und kamen abends in das wirklich wundervolle Kampot River Bungalow an; er traf sich dort mit zwei deutschen Mädls, die er vor ein paar Wochen irgendwo auf seiner Reise kennen lernte, nämlich Stephanie und Julie. Diese wiederum chillten mit Ashley, einer Australierin und Dave einem Amerikaner, die ich alle vier gleich in mein Herz schloss. Die Unterkunft, welche einer so lieben Familie gehörte, hätte schöner nicht sein können: mein Bungalow auf Stelzen war eigentlich ein Baumhaus mit eigenem Bad und eigenem großem Gecko im Zimmer! :) Die Gemeinschafts-Terrasse lag direkt am Kampotfluss und war unheimlich gemütlich!
Kampot ist so toll! Also der Ort an sich ist großartig aber auch ganz allgemein meine Zeit dort war der Hammer! Es war nicht nur die wundervolle gechillte Umgebung die mich so von Kampot schwärmen lässt,
sondern vor allem machten meine super Mitreisenden die Zeit dort zu etwas ganz Besonderem. Eine bessere Gruppe hätte ich mir nicht wünschen können. Wir haben uns ganz schlicht „Wolf-Gang“ genannt. :)
Die nächsten paar Tage haben wir viel miteinander unternommen: wir liehen uns Fahrräder aus und fuhren zu einer 16 Kilometer (heeeeiiißßß) entfernten Höhle (Name leider entfallen), dort kraxelten Dave, Wolf und ich mithilfe
eines Einheimischen, der den Weg kannte, durch und kamen dreckig am anderen Ende wieder heraus; fuhren zu einem Salzfeld, chillten ewig bei unserer meeeeeeega geilen Terrasse direkt am Kampotfluss, tranken haufenweise Fruit Juices und Cocktails und genossen unser Leben in vollen Zügen. Einmal gingen wir in die kleine Innenstadt und sahen uns in dem kleinen Kino den Spielfilm „Killing Fields“ an, wo es um die dunkle Vergangenheit der Kambodschas aufgrund der Roten Khmer geht.
Das Kino an sich war das gemütlichste in dem ich jemals war: wir durften in den kleinen Saal Essen mithinein nehmen und ganz hinten chillten wir zu Siebt auf einer riesigen Lounge. Außerdem testeten wir mehrmals das leckere und günstige Streetfood aus.
Dave, der an der Westküste Amerikas wohnt, wollte unbedingt einen deutschen Satz lernen: so brachte ich ihm folgendes bei den er mir heute noch regelmäßig um die Ohren haut: „Was ist falsch mit deinem Onkel, er scheint dumm zu sein.“ :D
Weihnachten mal anders
Am nächsten Morgen bin ich saubald aufgestanden und habe mich mit der Wolf-Gang auf unserer Terrasse getroffen, damit wir den berühmten Sonnenaufgang über dem Kampotfluss sehen können.
Es war der 24. Dezember; Weihnachten stand vor der Türe. Noch nie war ich so wenig in Stimmung (wohl verständlich), auch wenn ringsherum immer weider Weihnachtslieder zu hören und Weihnachtsdeko zu sehen war. Ich hatte auch ehrlich gesagt etwas Bammel vor diesem Tag, da ich Weihnachten immer zuhause mit der Familie gefeiert hatte und ich mich vor dem auf mich zukommenden Heimweh fürchtete.
Auf unserer Terrasse stand ein schön geschmückter Baum (kein Tannenbaum aber immerhin) und ich gönnte mir schon zum Frühstück ein lecker Weihnachtsveggie-Curry. An diesem Tag wollten wir einen Abstecher in den etwa 30 Minuten entfernten Ort Kep machen, der am Meer liegt und für sein gutes Seafood bekannt ist.
Wir verbrachten also Weihnachten in Kep am Strand, badeteten im Meer und warteten am Abend auf den ca. 1,5 Stunden verspäteten Bus (typisch Kambodscha!) der uns zurück nach Kampot brachte.
Am Abend stand dann Karaoke und Telefonieren mit der Familie am Programm. Meine Heimweh-Angst war im Nachhinein gesehen völlig unbegründet: mit den richtigen Leuten ist sogar Weihnachten ohne Schnee und richtigem Christbaum, dafür mit Sand und Palmen toll!
Bokor Nationalpark – mein letzter Tag in Kambodscha
Da Dave’s Visa für Vietnam bereits begann, verließ er als erster unsere Wolf-Gang und fuhr per Bus über die Grenze. Der Abschied war deshalb erträglicher als von den anderen, da wir uns ausmachten, gemeinsam Myanmar (etwa 5 Wochen später) zu bereisen. (Die später eintretenden Umstände führten leider dazu, dass dies nie passierte, aber das wussten wir ja zu diesem Zeitpunkt noch nicht).
Der Rest vom Schützenfest fuhr in den nahe gelegenen (etwa 1 oder 2 Stunden mit dem Moped entfernten) Bokor Nationalpark. Wolf, Julie und Stephanie gönnten sich eine Tour dorthin („My coffee was still hot“ – die Wolf-Gang kennt sich aus); Ben, Ashley und ich borgten uns ein Moped aus. Ash konnte bei Ben mitfahren und ich musste es endlich mal hinter mich bringen und lernen alleine mit dem Moped zu fahren.
In der Vergangenheit bin ich ja immer nur hinten oben gesessen. Mein erstes Mal alleine auf diesem Gefährt war aber garnicht schlimm – im Gegenteil: es war richtig geil und machte irrsinnig Spaß!
Ich fühlte mich richtig frei und die Straße zum Nationalpark war wenig befahren und ein kurviger Traum, also perfekt zum lernen.
Der hoch gelegene Nationalpark war sehr schön! Wir sahen uns den ausgestorbenen Casino-Komplex an, eine Kirche und genossen den unglaublichen Ausblick!
Höllenritt von Kambodscha nach Thailand: Dieser Grenzübergang ist nix für Weicheier
In Vietnam hat es langsam und schleichend begonnen: Schmerzen im rechten Unterbauch. Da war es noch möglich, diese zu ignorieren und zu hoffen, dass sie wieder von selber weggehen.
Als es dann aber Wochen später noch immer wehtat und zwar nun fast schon permanent, dachte ich mir, dass es nun an der Zeit war, das Verdrängen sein zu lassen und es medizinisch abklären zu lassen.
Zu diesem Zeitpunkt befand ich mich eben gerade in Kampot, was im Süden von Kambodscha liegt und eine gute Tagesfahrt von Bangkok entfernt lag.
Es war zwischen Weihnachten und Silvester, da entschied ich, dass ich Kambodscha für ein paar Tage verlassen und mich auf nach Thailand machen würde.
Schweren Herzens verabschiedete ich mich von der Wolf-Gang: von Ash, Julie, Stephanie, Wolf und Ben und ich wurde von einem Minibus am frühen Morgen abgeholt.
Wenn alles gut ging, dann würde ich Silvester mit Ash und Stephanie Silvester in Sihanoukville feiern. Es war ja geplant, dass ich mit Dave gemeinsam Myanmar bereisen würde.
Ob ich allerdings die anderen je wiedersehen sollte stand noch in den Sternen. Dass der Tag heftig werden sollte, konnte ich mir schon denken, aber dass er mir fast meinen letzten Nerv rauben sollte, würde ich bald erfahren.
Nachdem wir für ca. ein bis zwei Stunden im heißen stickigen Minivan fuhren, wurden wir in einen großen Bus gekahrt. So fuhren wir auch ein paar wenige Stunden dahin bis wir zur Grenze Kambodscha – Thailand kamen.
Grundsätzlich ist es ja so, das man für Thailand, wenn man über den Landweg kommt, als Österreicher 14 Tage visafrei hat (Luftweg 30 Tage), sprich es kostet nichts. Ich fürchtete mich vor diesem Grenzübergang deswegen so sehr, da ich noch nie eine Grenze hier in Südostasien über den Landweg passiert bin, ich schon viele Horrorstories hörte und genau dieser Grenzübergang „Gateway of Hell“ bezeichnet wird. Warum dieser in der Travellerszene so genannt wird, sollte ich nun am eigenen Leib erfahren.
Nachdem alle Passagiere also aus dem großen Bus gestiegen waren, mussten wir einige hundert Meter zum Grenzübergang gehen. Beim Immigration Office standen schon massiv viele Menschen an, die aber alle von Thailand nach Kambodscha wollten; ich und ein paar andere mussten zu einem anderen Eingang, da wir zunächst mal aus Kambodscha rausmussten. Plötzlich waren alle meine Buskollegen weg und ich mit der Grenzpolizei allein. In diesem Moment fiel mir auf, dass mein Reisetagebuch nicht mehr da war und ich es im Bus wohl liegen gelassen habe. Der Bus war bereits weg. Ihr könnt euch vielleicht vorstellen, dass das schon mal ein schwerer Schlag für mich war.
Dann musste ich über die Grenze laufen (für ein paar Sekunden befindet man sich also im „no-man’s-land“) und dann in Thailand „einchecken“. Hier redeteten vier oder fünf Thais der Grenzpolizei auf mich ein, dass ich ihnen 500 Baht geben sollte, dass ich schnell dran komme, ansonsten würde ich meinen Anschlussbus nach Bangkok verpassen. Ich Trottel habe ihnen geglaubt und das Geld ausgehändigt. Auf der thailändischen Seite habe ich dann nämlich noch locker eine Stunde auf den Bus gewartet. Bis es soweit war, habe ich mich mit einem lecker Pad Thai vergnügt und ein paar andere Reisende getroffen.
In der prallen Hitze wartend wurden wir dann verschiedenen Minivans zugeteilt. Ich lud meinen Rucksack sowie meine Turnschuhe in den Kofferraum und stieg ein, alle anderen Rucksäcke wurden darauf gestapelt.
Als ich es mir gemütlich machte und dachte, dass ich nun etwas herunterkommen konnte, denn ich war so geladen voller Ungewissheit, Schmerzen im Unterbauch, Grant dass ich Idiot das Reisetagebuch verloren habe, begann der „Spaß“ erst so richtig:
Ein massiv unfreundlicher Mitarbeiter wollte mein Busticket sehen und haute damit ab. Als dann aber zwei Minuten später ein anderer Mitarbeiter kam und mein Ticket ebenfalls sehen wollte (Ich versuchte ihm zu erklären, dass es sich gerade ein anderer geschnappt hatte), sagte er mir in grantigem Ton sinngemäß dass ich mich schleichen soll.
Das ist wohl deren Trick, dass man nochmals das Busticket kaufen muss, denn später in Laos ist mir was ganz ähnliches passiert. Jedenfalls habe ich
zum Glück den Typen mit meinem Ticket gefunden und mein Busticket wieder zurück erobert. Als ich es wiederum dem Busfahrer zeigte (wo sich ja bereits meine Sachen im Kofferraum befanden), sagte er mir,
dass ich hier falsch bin und in einen anderen Bus muss. Auf Nachfrage wo ich hin müsste, bekam ich nur eine abwertende Handbewegung „schleich di“. Und auch auf seine Hilfe beim „Rucksack-unter-allem-anderen-Scheiß-herausziehen“ musste ich verzichten, denn das interessierte ihn keineswegs.
Gott sei Dank fand ich Rudi aus Südafrika, ein verrückter Backpacker, der mir dabei half. Als ich dann verwirrt und schon mit leicht angeknacksten Nerven den richtigen Minivan suchte, kam ich drauf, dass ich ja noch
meine Turnschuhe im Kofferraum befanden! Also wieder zurücklaufen, der Bus war noch da, durch alle Sachen kramen und von ganz unten meine Schuhe herausziehen und wieder umdrehen.
Nach weiteren 20 Minuten etwa in der prallen Sonne durften wir endlich unsere Sachen in den Minivan laden. Als ich dann noch eine Minute mit Rudi quatschte und einsteigen wollte, wurde mir gesagt, dass ich nicht mitfahren kann, da das Auto schon voll war. So. Spätestens jetzt wollte ich meine Nerven wegschmeissen. Rudi diskutierte mit dem Busfahrer einige Minuten und schlussendlich haben sie eine Einheimische in einen anderen Bus gesetzt und ich durfte nun doch mit. Einen Sitzplatz hatte ich zwar nicht, ich saß vorne zwischen Fahrer und Beifahrer aber hauptsache ich musste nicht auf der Grenze bleiben.
So fuhren wir etwa ein bis zwei Stunden bis wir bei einem Busbahnhof nochmals umgesiedelt wurden. Diesmal musste ich lachen: wir wurden in ein umgebautes Auto gesetzt (etwa zu zehnt) dass zwei Sitzbänke montiert hatte und überall offen war. Die Rucksäcke und Koffer wurden sowohl auf das Dach als auch zu mir auf den Boden gelagert was dazu führte, dass ich weder Platz auf der Sitzfläche noch gescheit am Boden hatte.
Unter und über mir befanden sich also Rucksäcke und so krachten wir für etwa eine weitere Stunde durch Thailand. Ich war froh, als wir dann in ein echtes Auto umsteigen durften, denn in dem umfunktionierten spürte ich
jede Erschütterung am Hintern. Dort traf ich wieder auf Rudi. Die restliche Strecke war noch recht unspektakulär; wir kamen erst gegen 22 Uhr in Bangkok an. Ich teilte mir ein Taxi mit Rudi und wir nisteten uns in ein Hostel in Nähe der Khao San Road ein.
Bangkok – Ich kann nicht glauben, dass ich schon wieder hier bin
Die nächsten Tage könnte man gern aus meinem Kalender bzw. aus meiner Erinnerung streichen: da ich weder Bangkok noch Krankenhäuser gern habe, gehörten die nächsten vier oder fünf Tage nicht zu meinen liebsten Reiseerfahrungen.
Dave stellte Nachforschungen an und fand heraus, dass das medizinisch beste Krankenhaus in ganz Bangkok das sogenannte Bumrungrad Hospital war, was angeblich über dieselben medizinischen Standards wie Europa verfügt und sauteuer ist.
Da ich nicht mehr über sooo viel liquide Mittel verfügte, bat ich meine Eltern von meinem Konto zuhause auf das DKB Bankkonto zu überweisen (von dem aus ich wiederum auf meine Kreditkarte überweisen muss was einige Tage dauern sollte.)
Noch dazu war Wochenende und ich eben schon knapp bei Kasse. Ich fand das Krankenhaus seeehr beeindruckend, meiner Meinung nach konnte es locker mit unseren mithalten. Am ersten Spitalstag (ich war nur ambulant dort) wurden ein paar Untersuchungen gemacht, unter anderem Bluttests und Ultraschall, wo allerdings nichts herauskam. Meine größte Angst war es, dass sie nichts finden würden, ich mit den Schmerzen leben müsste und ich obendrein umsonst den Weg nach Bangkok gemacht hatte.
Ich quartierte mich in ein billiges nahe dem Krankenhaus gelegenes Hostel ein und fand nette Zimmerkollegen, unter anderem der vegane Mark aus Malta und der verrückte Oliver aus England (hat seinen Reisepass im Meer versenkt).
Am nächsten Tag wollte die Ärztin mich nochmal sehen, also bin ich nach dem Frühstück nochmal hin. Sie hatte weitere Testergebnisse erhalten und wiederholte, dass anscheinend alles in Ordnung sei. Die einzigen Tests die noch ausständig waren, waren diejenigen wo sie mich auf Parasiten und Bandwürmer testeten aber irgendwie hatte ich im Gefühl, dass es nichts dergleichen war. Ich begann etwas zu weinen und flehte die Ärztin regelrecht an; zum Glück ordnete sie eine Darm- und Magenspiegelung an.
So kratzte ich mein gesamtes Vermögen zusammen und bezahlte in vier verschiedenen Währungen (US Dollar, Euro, Dong und Baht). Es ging sich ums Arschlecken geradeso aus. Jetzt hatte ich aber keine Moneten mehr für eine Unterkunft, ich überlegte schon im Hostel zu fragen ob ich gratis im Foyer schlafen durfte. Mein Leid klagte ich ein paar Freunden per whatsapp. Und was für ein Glück ich hatte: Claudi, die ich in Vietnam kennenlernte, kam exakt an diesem Tag auch nach Bangkok, sie half mir aus der Patsche!
Mir wurde dann eine chronische Gastritis im Magen und eine Colitis und Divertikulitis im Darm diagnostiziert.
Am nächsten Tag schneite ich nochmal kurz rein um meine Medikamente abzuholen, ließ vier von sechs wegstreichen weil ich mir diese nicht leisten konnte und wollte dem Krankenhaus gerade den Rücken kehren, als ich im Spiegel auf meiner Schulter einen Ausschlag entdeckte. Na toll. Aber eine erneute Untersuchung konnte ich mir genauso wenig leisten wie die restlichen Medikamente also schnappte ich meine sieben Sachen und haute mich wieder nach Kambodscha.
Anmerkung: wem diese Zeilen bekannt vorkommen: ich faule Sau habe dies unverschämterweise einfach von einem anderen Artikel rauskopiert! :P
Wiedereimal super getextet Bianca und die Fotos der Hammer, bei manchen Fotos entsteht der Wunsch sich hinzu beamen