HÖHEN & Tiefen

Dieser Titel beschreibt die letzte Woche nur zu gut. Wir haben sooo viele schöne und magische Orte gesehen und tolle Menschen kennengelernt oder einfach nur nette Gespräche geführt und Spaß gehabt! Aber natürlich läuft nicht immer alles am Schnürchen im Leben aber das gehört dazu. Außerdem lässt sich die Überschrift herrlich zweideutig verstehen: ich rede von den unbarmherzig gottlosen Höhenmetern!

Just chillin’ – Tag 5

Tag 5 begann wie der 4. aufgehört hat, mit Sturm und viel Regen. Zum Glück hatten wir ja dank Christa und Franz noch ein Dach über dem Kopf, jedoch wussten wir, dass wir so langsam aber sicher in die kalte Realität zurück mussten ;). So wirklich motiviert war aber niemand. Irgendjemandem von uns fiel immer etwas ein warum wir noch nicht losfahren konnten und so verging der Vormittag, der Mittag, der Nachmittag und zack war es schon viiiel zu spät um uns auf den Drahtesel zu setzen. Am Tag 5 haben wir unsere Räder also nicht mal mit dem Arsch angesehen. Und: Jupidu, wir durften noch eine weitere Nacht bleiben. Den restlichen Abend verbrachten wir mit spielen, kochen, essen. Für den nächsten Tag war die Wetterprognose viel besser, da haben wir uns fix vorgenommen weiter zu ziehen.

Das wird ja immer luxuriöser – Tag 6

An diesem Morgen war die Motivation nicht vergleichbar mit der vom Vortag. Wir freuten uns schon wieder irrsinnig uns aufs Fahrrad zu schwingen und auch die Sonne ließ sich wieder blicken. Gleichzeitig kam aber auch ein starker Wind und zwar Gegenwind, eh klar. Die ersten 15 km waren hart, aber nachdem sich der Wind drehte ging es locker voran.

In einem kleinen Dorf fuhren wir bei einem Bauernhof vorbei und sahen plötzlich zwei sooo liebe Babykälber in einer Box stehen. Blieben dort einige Momente. Die ließen sich gern streicheln und waren unglaublich verspielt. Hätten sie am liebsten mitgenommen und nicht als zartes Kalbsfleisch zurückgelassen :(.

Um etwa 16 Uhr erreichten wir Hallein. Dort genehmigten wir uns einen köstlichen Falafel-Kebab und schauten uns die Altstadt bisschen an. Obwohl Hallein das vorgenommene Endziel für Tag 6 gewesen wäre, hatten wir noch nicht genug und noch etwas Energie übrig; außerdem haben wir eh nie etwas reserviert und waren daher ortsunabhängig, darum fuhren wir noch in den nächsten Ort Golling an der Salzach. Der Radweg dort hin ist übrigens super! Tagesbilanz: 65 km. In Golling angekommen dumperte es schon langsam und Regen war auch wieder angesagt für die Nacht. Ich spielte schon mit dem Gedanken bei der Feuerwehr zu fragen ob wir dort nächtigen durften, dann hat Chrisi aber eine einladende Unterkunft gefunden. Er verhandelte geschickt und somit durften wir für diese Nacht für 17 € in einem wirklich echten Bett schlafen mit Frühstück – saugeil!!! Dass dies ein viiiel zu günstiger Preis war, mussten wir uns dann aber eh mindestens 6 x von der Herrin des Hauses anhören.

4 Sterne Hotel *my ass* – Tag 7

Nach dem eher sehr dürftigen 4 Sterne Frühstück (also nix für uns Pflanzenfresser) – haben wir uns zum Gollinger Wasserfall aufgemacht. Nun hatten wir wieder Kaiserwetter. Die Wanderung zum Wasserfall dauert gerade mal 45 Minuten und ist ganz gemütlich und leicht schaffbar. Richtig cooles Plätzchen dort. Es war nicht überlaufen, vermutlich da wir unter der Woche dort waren. Obwohl der Wasserfall und die Umgebung dort schnell „fertig“ angesehen gewesen wäre, haben wir natürlich wieder überdimensional lange gebraucht weil alles genau erkundet werden musste (könnte sich ja zum Beispiel eine Raupe auf einem Blatt verstecken). Deshalb sind wir erst um etwa 15 Uhr losgekommen.

Den epischen „Pass Lueg“ sind wir dann entlang gefahren; dieser wird mir sicher länger in Erinnerung bleiben. Die mächtigen Gebirge türmen sich rechts und links megageil auf. Die Motorradfahrer krachen bei einem vorbei und auch viele andere Radlfahrer bewegen sich auf diesem Talpass. Wir sind bei dem Talort Tenneck vorbeigekommen und der nächste Ort war dann auch schon Werfen. Hier haben wir uns eine Jause mit Blick auf die Burg Hohenwerfen genehmigt. Dann ließen wir Bischofshofen hinter uns und erreichten die für diesen Tag geplante Destination St. Johann im Pongau um ca. 20 Uhr wie jeden verdammten Tag ohne jeglichen Plan wo zum Henker wir schlafen sollen.

Wir könnten es uns ja leichter machen indem wir einfach in die nächste Unterkunft schlüpfen aber das würde uns mit der Zeit zu teuer kommen und außerdem verstößt das gegen Moschi-Prinzipien! Somit fuhren wir wie schon so oft durch die Gegend auf der Suche nach einem hübschen ebenen Waldstück in dem uns niemand findet. Das hat sich dort aber als relativ schwierig erwiesen…So haben wir genervt nach über 1,5 Std. kapituliert und sind auf einen kostenpflichtigen Campingplatz gezogen.

Was wir sowieso schon längst ausprobieren wollten: Couchsurfing. An dem Abend haben wir unser Glück versucht und ein paar Leute im gewünschten Ort angeschrieben. Mit vier Personen halt auch nicht grad das leichteste. Coolerweise haben wir eine Einladung für den nächsten Tag von Franziska nach Zell am See bekommen; ihre einzige Bedingung: wir müssen mit aufs Zeller Seefest kommen :). Auf unsere erste Couchsurfing Erfahrung freuten wir uns schon sehr!

Couchsurfing – Unser erstes mal – Tag 8

Obwohl wir an diesem Morgen rein theoretisch ausschlafen konnten und auch keinen Stress hatten schnell wegzukommen, da wir uns dort ja aufhalten durften, war irgendwie eine ominöse Stimmung eingekehrt. Alle hatten mies geschlafen (außer Chrisi), die Nacht war arschkalt und alle hatten Kreislauf- und Magenprobleme (außer Chrisi). Wir beschuldigten die bösen Avocados die wir am Vortag genüsslich verspeist hatten. Ich schwor mir daraufhin vorerst einen Avocado-Stopp, das Riesenteil war sogar für meinen Saumagen zuviel des guten.

Wir fuhren dann trotzdem los; die Hitze war gnadenlos. An diesem Vormittag lief einiges nicht ganz glatt: wir verfuhren uns mehrmals; sogar bei einem Tunnel auf einer Autostraße sind wir gelandet, die uns zwang kurzzeitig gegen den Verkehr zu fahren. Mit Pascals Kreislauf und seinem Magen ist es auch immer weiter bergab gegangen…
Aber nicht alles war kacke an diesem Morgen: als wir vor einem Supermarkt saßen, kam ein älterer Herr und wechselte ein paar Worte mit uns. Dann ging er in den Supermarkt hinein und kam mit zwei Haribo Sackerl wieder raus, eines für ihn und eines für uns! :D Sooo lieb! Mehr von solchen Menschen bitte!!!

Naja jedenfalls haben wir uns dann weitergekämpft, da wir an diesem Abend ja bei Franziska in Zell a. See schlafen durften. Nach einigen Kilometern in praller Sonne ließ sich Pascal überreden eine längere Pause einzulegen, aber nachdem der Schwindel nicht mehr wegwollte, war Radfahren keine gute Idee mehr. Bis nach Zell am See waren es trotzdem noch etwa 25 km. Ich versuchte mich also als Autostopperin, aber diejenigen die stehen blieben fuhren entweder nicht zum gewünschten Ziel oder wollten kein Fahrrad mit chauffieren. Das Stehen in der Affenhitze gab meinem Kreislauf dann auch noch den letzten Rest und somit war auch ich streichfähig. Wir entschlossen uns 5 Kilometer zurückzufahren (Mann tut das weh) und mit dem Zug von Lend nach Zell a. See zu gurken. Lustigerweise ist exakt in dem Moment wo wir am Bahnhof in Sicherheit waren, die Welt untergegangen (massiver Regen mit Hagel).

Dann sind wir also am späten Nachmittag zu unserem Couchsurfing-Host Franziska gedüst und waren schwer begeistert von ihr. Sie hat eine kleine aber feine Wohnung und ihre unmittelbaren Nachbarn sind der Hammer: Kühe soweit das Auge reicht!
Am Abend kam auch noch ihre Freundin Martina; gemeinsam fuhren wir in den Ort zum Seefest. Sie führten uns etwas herum, Indisch essen stand noch am Programm und als Abschluss konnten wir ein 15 minütiges Feuerwerk bestaunen. Unser erstes Mal Couchsurfing bleibt uns dank Franzi (und Martina) also seeehr positiv in Erinnerung!

Einmal im Kreis gefahren – Tag 9

Nachdem wir mit Franzi gemütlich im Garten frühstückten und uns dankend von ihr verabschiedeten wollten wir eeeigentlich losfahren, nur leider machte mein Fahrrad komische Geräusche. Ein Platten – noch dazu am Hinterrad. Irgendwann musste das ja passieren, oder? Der Übeltäter – eine Glasscherbe – war schnell ausgeforscht und auch das Loch war schnell gepickt. Nur unsere hochqualitative 3 € Fahrradpumpe hat kurz vor Schluss alles zerstört und den Schlauch völlig ruiniert, nun konnten wir erst recht einen neuen kaufen. Glück, dass in der Nähe (6km entfernt) ein Fahrradgeschäft am Sonntag geöffnet hatte..puhhh. In Summe haben wir fast 3 Stunden dank der Glasscherbe verschissen.

Da es Pascal noch immer nicht deutlich besser ging, wollten wir diesen Tag noch in Zell am See bleiben. Wir chillten uns also zum See. Die Stunden vergingen und so kam es, dass es wieder Abend wurde, und – Überraschung – wir hatten wiedermal keinen blassen Schimmer wo wir nächtigen sollten. Noch dazu hat der Wetterfrosch derbsten Regen mit Gewitter angekündigt für die Nacht. Wir fuhren ziel- und planlos herum. Es war glaub ich schon kurz vor 21 Uhr. Ich bereitete mich seelisch schon auf eine Nacht am Bahnhof vor.
Plötzlich die herrliche Nachricht: in Zell am See nimmt uns wieder ganz spontan eine Couchsurferin auf! Das war auch der absolute Hammer: Wir durften bei Selina in einem riesigen Schiverleih Gebäude schlafen. „Sucht euch einfach ein Zimmer das euch gefällt“. Was für ein Volltreffer war das denn schon wieder?! Und dass Selina obendrein megacool is, brauch ich eh nicht erwähnen oder?

Wir haben ein Teammitglied verloren – Tag 10

Frühmorgens sind wir aufgestanden – haben uns übrigens für das Spielzimmer mit lauter Riesensitzsäcken als Bett entschieden – und fuhren bei leichtem Regen los Richtung Krimml.
Gegen Mittag entschied sich Delanda von Salzburg mit dem Zug nach Hause zu fahren. Für sie war das Abenteuer Österreich mit dem Rad an Tag 10 beendet. Also suchten wir den nächsten Bahnhof auf (in Piesendorf) und wünschten ihr eine gute Heimreise. Nun sind wir nur noch zu dritt, wir haben ein Teammitglied verloren. Delanda war wirklich schön und lustig mit dir! :)

Immer die Salzach neben uns, haben wir die Orte Niedernsill, Uttendorf, Mittersill, Bramberg am Wildkogel durchfahren und sind schließlich bei unserer Endstation Neukirchen am Großvenediger gelandet. Um 19 Uhr haben wir die Schlafplatzsuche begonnen; so bald waren wir schon lange nicht mehr dran; und checkten die Lage in einem nahen Waldstück. Für diese Nacht war wieder Regen angesagt, daher war es wichtig einen ebenen Platz mit dichten Baumkronen zu finden. In einem Nadelwald gar nicht so leicht. Wir bauten das Zelt auf, wurden entdeckt aber nicht verpfiffen und gingen früh schlafen.
Bin mindestens drölf mal aufgewacht und hörte den prasselnden Regen in der Lichtung, unser Zelt jedoch bekam nur einige Tröpfelchen ab und so blieben wir trocken.

Endboss in Salzburg besiegt oder auch ‚Jawoi Tiroi’ – Tag 11

Die Gemeinde Krimml ist von Neukirchen am Großvenediger nur noch ca 10 Kilometer aber 200 Höhenmeter entfernt. Gleich mal Morgensport vorm ersten Happen betrieben. An dieser Strecke sind uns wieder viele Tiere wie Schafe, Kühe u. Zwergziegen begegnet.
Mit schönem Blick auf die Berge haben wir unser Mahl zu uns genommen und machten uns zu den bekannten Krimmler-Wasserfällen auf, denen man ja eine heilende Wirkung für Asthmatiker und Allergiker nachsagt. Eine lässige Wanderung war dies, nicht zu anstrengend, nicht zu heiß und nicht zu kalt, jedoch viel zu viele Homo Sapiens.
Trotzdem sehr zu empfehlen, wunderschöne Wasserfälle und magische Orte direkt am Fluss bei der vorletzten Station laden zum Meditieren ein. Den oberen Wasserfall (nochmal eine 30 minutige Wanderung) ließen wir aber aus, da es Pascal kreislaufbedingt wieder etwas schlechter ging.

Unten angekommen gönnten wir uns einen Nachmittagssnack in einem Gasthof bei dem wir unser Gepäck unterstellen durften. Mit einigem Trödeln war es dann eh schon wieder locker 17:30 Uhr, wir sollten aber noch ein paar Kilometer an dem Tag packen um in den nächsten Ort zu gelangen. Nachdem wir aber in Google Maps die für diese Strecke bevorstehenden Höhenmeter erblickten, verging uns der Spaß: wir mussten die berüchtigte Gerlos Alpenstraße mit fast 700 Höhenmetern (nein es gibt keine andere Route) mit ca. 12 Kilometern Länge bezwingen.

Oh. Mein. Gott. Ich schwörs euch, das war mit Abstand das härteste was ich bisher gemacht habe. Zum ersten Mal seit wir auf Radabenteuer sind, habe ich mir ernsthaft die Frage gestellt: „Was zum Teufel tun wir da eigentlich?!“. Dass wir das ganze vielleicht eeetwas unterschätzt haben, wollte ich mir aber (noch) nicht eingestehen! Die Straße schien kein Ende zu nehmen, Meter für Meter kämpften wir uns hinauf. Die Motorrad- und Autofahrer krachten an uns vorbei. Uns wurde sogar zugeklatscht und motivierende Laute zugerufen – vielleicht habe ich das aber auch nur halluziniert.
Außerdem hatten wir ja bisschen Stress auch noch, weil ein Schlafplatz musste ja wieder gefunden werden und dort oben war alles extrem steil und auf über 1700 Höhenmetern wollten wir wegen der Kälte nicht gerade zelten.
Als wir nach einer schier unendlich langen Monster-Höllen-Fahrt oben angekommen sind, waren die Endorphine nicht mehr aufzuhalten! Das Gefühl war unbeschreiblich! Ich hätte getanzt wenn ich nicht am Fahrrad gesessen wäre! Wie wir das geschafft haben, noch dazu da wir uns an dem Tag schon ziemlich verausgabten, weiß ich echt nicht. Vor allem wie Pascal mit angeknackstem Kreislauf und beleidigtem Magen das packte, ist mir ein Rätsel.

Jedenfalls sind wir dann die andere Seite runtergedüst und schließlich in Gerlos gelandet. Chrisi hat spontan in einem Bed und Breakfast Preis verhandelt: 15 € für ein Wahnsinnszimmer! hihihi. Haben zu dritt ein fettes Appartement für sechs!

Achja und ganz wichtig: wir haben es nun bis nach Tirol geschafft! Dass dies nicht der letzte Monsterberg gewesen war, den wir mit dem Rad bezwingen müssen, habe ich bis jetzt noch erfolgreich verdrängen können. ;-)

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4 Antworten

  1. harryMo sagt:

    super toller Bericht und lässige Fotos . Für die nächsten Tage hat der Frosch extrem heißes Wetter angesagt. Nur zur Beruhigung für Euch, mein Laufkollege Willi ist 76 Jahre und schon 77 x am Großglockner mit dem Rad gewesen und immer durchgefahren….also Gasgeben und schwitzen ❤️

  2. Angelika sagt:

    Hahaha, das sind ja motivierende Worte, wenn man weiß, dass der Paps daheim auf der Couch liegt :)
    Respekt an euch für eure bisherigen sportlichen Leistungen und danke für die tollen Berichte und Fotos.
    Ich freu mich schon auf den nächsten Eintrag

  3. Maria&Norbert sagt:

    Hallo ihr Drei,
    Ihr macht das echt super, fahren mit Euch geistig mit. Bianca deine Berichte sind ein Traum, kann man alles richtig mitleben.
    Wünschen euch noch schöne Radtage, weiter so :-)

  4. Bianca sagt:

    Danke für die netten Worte – wir bemühen uns! :)