Unsere Tage sind gezählt!

Wir sind angekommen – Tag 27

An den genauen Ablauf in der Früh kann ich mich nicht mehr exakt erinnern aber grob besteht so ein Nomaden-Morgen immer aus folgenden Teilen: Aus dem Zelt springen mit manchmal mehr; manchmal weniger Rückenschmerzen, frühstücken (falls noch was übrig ist vom Vortag), Zelt abbauen, stuff einräumen (dauert ewig), Route checken und aufs Rad schwingen. Ich weiß noch, dass wir wieder einmal erst irgendwann losgekommen sind; ich denke es war schon gegen Mittag. Ausnahmsweise hat sich an diesem Tag die Sonne versteckt. Chrisi; Pascal und ich haben uns für diesen Tag unser Endziel vorgenommen: Lignano Sabbiadoro. Für heute steht leider die Trennung von Cris & Manu am Programm! :( Voll für’n Arsch…Sie haben die nächsten Tage Slowenien ins Auge gefasst, deshalb wäre Lignano ein Umweg. Also gilt es unseren letzten gemeinsamen Weg noch zu genießen. Dies fällt allerdings gar nicht so leicht, es zieht nämlich ein beschissen extremer Gegenwind auf. Eine für uns alle immens anstrengende Fahrt beginnt.

Auf der Landkarte hat der Weg wie ein Katzensprung ausgesehen, aber dass wir dann in Summe 9 Stunden unterwegs waren, damit hat niemand gerechnet – geleck! Wir haben uns gefühlte 15 Mal verfahren und sind vermutlich ziemlich im Kreis geradelt.
In Caorle haben wir für ein paar lässige Fotos einen kurzen Zwischenstop an der Küste gemacht. Nach einigen Minuten ging die Reise aber wieder weiter, sonst hätte es uns vom Winde verweht! ;)
Wir fahren und fahren und fahren…es scheint als würde diese Fahrt nie enden. Mittlerweile, es ist später Nachmittag, ist es schon fraglich, ob die zwei noch die geplante Route einhalten, schließlich sind wir zu diesem Zeitpunkt schon etwa 6 Stunden unterwegs.
Plötzlich entdecken wir am Wegesrand einen Zirkus mit Tieren! :O Fuck so geschissen! Mit allen möglichen: Zebras, Lamas, Ziegen; sogar drei Tigern! BUUHHHH!!! Fuck off

Weitere unglaublich windige, anstrengende Stunden vergehen. Manu und Cris haben nun entschlossen doch noch mit nach Lignano zu kommen. Fast dort angekommen, treffen wir eine schon halbwegs verzweifelte Mutter die ihre zwei kleinen Töchter nicht mehr findet. Wir sagen ihr, dass sie uns nicht begegnet sind, wir aber die Augen offen halten. Leider haben wir die Mädchen aber nicht gefunden, hoffentlich sind sie wieder aufgetaucht!!!
Um 21:30; also nach unglaublichen 9 Stunden (wie zum Teufel geht das?!) haben wir schließlich den Campingground von Lignano erreicht. Nur noch schnell das Zelt aufgebaut und dann sind wir zu Fünft zum Essen marschiert. Dreimal dürft ihr raten was auf unserem Speiseplan stand: Pizzzzzaaa!! :)

Chillen & Party – Tag 28

Ursprünglich hätten wir ja geplant, dass wir eveeentuell mit dem Fahrrad von Italien auch wieder zurück cruisen. Nach ein bis zwei Wochen stand aber fest, dass wir das nicht wollen und auch zeitlich nicht schaffen würden. Unsere Endstation lautete also Lignano.

Wir fünf beschlossen noch eine weitere Nacht zu bleiben. Das war richtig geil, das Zelt, die Fahrräder und die Sachen einfach mal stehen und liegen zu lassen. Und ohne den ganzen Krimskrams losziehen zu können! Wir wollten natürlich zum Strand! Dort verbrachten wir einige herrliche Stunden. Um 15 Uhr haben wir den zum Campingplatz gehörenden Pool ausgecheckt und sind anschließend in die Stadt auf ein oder zwei Falafelkebap gegangen. Seit wann stecken in einem Falafel eigentlich kalte Pommes drinnen? Nach diesem Monat besteht mein Körper glaub ich fast ausschließlich aus Pizza, Falafel, Avocado.

Der letzte Abend, gemeinsam mit Manu & Cris, als auch unser generell Letzter von dem Radtrip, musste natürlich gebührend gefeiert werden! Da wir morgen aber abreisen wollten, mussten wir uns das im Hinterköpfchen behalten; von Udine sollte der Zug nach Hause gehen. Sprich am nächsten Tag mussten mind. 70 km bewältigt werden.
Pascal war schon mal vor 4 und 5 Jahren in Lignano, er wusste also wo man hingehen konnte. Die gute alte Disco Drago stand am Programm. Von unserem Campingplatz nicht allzu weit entfernt kann man gemütlich zu Fuß hinschlendern. Als wir dann vorm Eingang stehen, traue ich meinen Augen nicht: Dominik R. (Name der Redaktion bekannt), ein Puckinger, der nur 2 km von uns entfernt wohnt, steht auf einmal da – hahahha! Wie klein ist die Welt bitte?!

Das Fortgehen war mega lustig. Wir haben uns den Arsch abgetanzt und naja, was soll ich sagen: Es wurde immer später – Chrisi immer betrunkener. Irgendwann war dann Sense bei ihm; schade eigentlich, ich wollte noch gar nicht heim. Chrisi war nicht von der Sorte betrunken, dass man von einem kleinen „Gspiara“ sprechen kann, nönöööö der hat schon heftig einen Picken gehabt! :D Wir waren daher sowas von überzeugt, dass er den gesamten nächsten Tag verpennen würde und somit die Heimreise um sicher einen Tag verschoben werden musste… (ihr erinnert euch an die 70 km mit dem Rad!)

Abschiednehmen sucks – Tag 29

Ich bin an diesem Tag schon bald aufgestanden und treffe Manu frühstückend vor unseren Zelten auf. Irgendwann sind auch Pascal und Cris zum Leben erwacht. Zu viert (Chrisi liegt im Zelt) gingen wir nochmal ans Meer, wir hatten ja (so dachten wir) keinen Stress. Dort ließen wir uns noch ordentlich brutzeln. Ich hab’s etwas übertrieben, denn mein Hintern und meine Kniekehlen haben einen Monstersonnenbrand erwischt! Auaaa!!
Zu späterer Stunde haben wir uns wiedermal eine Pizza gegönnt und wollten zuerst zu Chrisi schauen ob er eh noch lebt und anschließend zum Pool gehen. Als wir dann bei unserem Zeltplatz standen, staunten wir nicht schlecht: Unser Zelt ist abgebaut, alle Sachen zusammengepackt, Chrisi sitzt schon wartend da: Wo bleibt’s denn, wir müssen los!

Puh, das ging mir nun doch etwas zu schnell. Ich war noch im Chillmodus, das Pool rief doch nach mir! :( Außerdem: wie sollte ich mit diesem sonnenverbrannten Arsch jetzt stundenlang Fahrrad fahren?! Aber naja kann man nichts machen, also noch schnell duschen, stuff zusammenpacken und dann mussten wir schon goodbye zu den beiden sagen! Mann, wie ich Abschiede hasse! Und noch dazu, wenn man weiß, dass es vielleicht ein Abschied für immer ist! :( Aus einem geplanten Tag gemeinsam wurden schließlich sechs Tage. Reisen schweißt eben zusammen. Wir waren ein super Team in den kurzen aber intensiven Tagen und sind Freunde geworden. Macht’s gut ihr zwei, ihr wart super travel dudes, wir werden euch vermissen!

Chrisi hat Gott sei Dank einen Bahnhof in Latisana (also nur 18 km entfernt) gefunden. Trödeln durften wir aber trotzdem nicht, wir hatten genau eine Stunde bis zur Abfahrt des Zuges Zeit dort hinzugelangen.
Dort angekommen, wollten wir ein Ticket für uns und unsere Räder kaufen – öööhhhmm nein. Der Mann am Ticketschalter (spricht übrigens kein einziges Wort Englisch) hat uns zu verstehen gegeben, dass es von Latisana aus nicht möglich ist, Fahrräder zu transportieren. In Zeichensprache hat er uns mitgeteilt, dass wir nach Udine fahren müssen, er allerdings keinen blassen Schimmer hat, ob man von dort aus die Fahrräder transportieren darf. Na toll, nun also doch Udine.

Wir hatten für mehr als 50 km ca. 3 Stunden Zeit, dunkel wurde es langsam auch schon. Fuck! Wir strampelten uns die Seele aus dem Leib. Mein Knie schmerzte wieder wie Sau. Als wir noch etwa 15 km von Udine entfernt waren, war es mittlerweile stockdunkel. Das war natürlich nicht genug: ein Regenschauer kreuzte genau unseren Weg. Klatschnass, hungrig und müde fanden wir nach einigem Fragen endlich den Bahnhof. Pech nur, dass zu dieser späten Stunde keine Ticket-Mitarbeiter mehr anwesend waren und man beim Automat kein Ticket für Österreich kaufen konnte. Das hat der dort anwesende Carabinieri irgendwie nicht so recht verstehen wollen als er uns mehrmals anschrie „TICKEEEEET!!!“.

Naja irgendwann kam der Zug und wir beteten, dass dieser 1) Fahrräder gestattet; 2) Wir Tickets im Zug kaufen können ohne Probleme zu bekommen 3) ohne Reservierung überhaupt mitfahren dürfen und 4) man mit Bankomat zahlen kann (wir hatten nämlich keine Ahnung wie viel das Ticket nach Hause kostet und viel Kohle war nicht mehr vorhanden).

Nun gut: wir wollen gerade die Fahrräder in den Zug schupfen, kommt der Schaffner und sagt uns, dass im Nachtzug keine Fahrräder gestattet sind (ÖBB) – jjeeejj :/
Wir sollen aber in den Waggon nebenan einsteigen (Deutsche Bahn), dieser hat ein Abteil für Fahrräder, fährt allerdings nur bis Salzburg, dort trennen sich die beiden Züge. Okay dann sind wir da eingestiegen. Zug fährt los. 5 Minuten später kommt die Schaffnerin der Deutschen Bahn und fordert uns auf unsere Tickets und Reservierungen zu zeigen. Wir haben natürlich weder das eine noch das andere parat. Relativ unfreundlich sagt sie uns, dass sie vollkommen ausgebucht sind und das für die nächsten Tage; für müssen bei der nächsten Station aussteigen. Es ist by the way Mitternacht. Wir sind am Arsch!

Chrisi hat dann die Idee, den Schaffner des anderen Zugabteils aufzusuchen und diesen um Mitgefühl zu bitten. Und dann passierte etwas, mit dem ich echt nicht gerechnet habe: ausnahmsweise siegte die Menschlichkeit über die Vorschriften. Er erlaubte uns unsere drei Räder zu ihm in den Zug einfach in den Gang zu stellen! :) Dass wir keinen Sitzplatz die ganzen 7,5 Stunden Fahrt bekamen und wir es uns neben unseren Fahrrädern gemütlich machten, war dann nur noch ein unwichtiges Nebendetail. Denn man muss sagen, gut, dass es so gekommen ist, dieser Zug fuhr nämlich (ohne dass wir umsteigen mussten) direkt nach Wels!

Coming home – Tag 30

Sonntag, den 2. August sind wir um etwa 6 Uhr Früh in Wels angekommen. Einerseits ziemlich kaputt von der langen Zugfahrt, andererseits überdreht und voller Vorfreude ging unser letzter Ritt durch Wels, Schleißheim, Weißkirchen nachhause ins gute alte Pucking. Für die Eltern und Delanda war es eine Überraschung, dass wir plötzlich da standen, haben wir ja keinem gesagt, wann genau wir heimkehren.

Nun ist es also soweit, wir sind zurück. Zurück in Österreich. Nach gut einem Monat mit unseren Drahteseln. Oh Mann war das ein tolles Monat!

Den ganzen Tag begleitete mich ein Gefühl zarter Traurigkeit, hervorgerufen durch Erinnerungen an Vergangenes (= die Definition von Wikipedia für Wehmut) ;)
Aber natürlich hab ich mich und auch Chrisi und Pascal irrsinnig gefreut wieder back home zu sein. Jetzt müssen wir langsam wieder ins „normale“ Leben eingegliedert werden und uns daran gewöhnen dass man einfach auf eine echte Toilette gehen kann wenn man will, sich Wasser runterlassen kann wenn man Durst hat, nicht drei Stunden nach einem Schlafplatz suchen muss, usw. (alles mit einem zwinkerndem Auge natürlich!)

Ich bin saufroh und dankbar alle diese schönen Erlebnisse erlebt und gelebt zu haben und wunderschöne Orte gefunden und tolle Menschen kennengelernt zu haben! Es war legendär!

Hoffe ihr hattet Spaß beim Lesen (Danke an euch treuen Leser!) und wir konnten euch durch die Artikel Einblicke geben und ihr konntet so ein wenig mit uns gedanklich mitfahren. :)

Eine Reise endet, die nächste kommt jedoch bald!

Der erste Abschnitt unserer Reise ist nun zu Ende, doch es geht weiter. Am 23. August geht der Flieger in Richtung Bali für 12 Tage. Danach nach Australien, Neuseeland und Thailand. Der Rest ist relativ unklar. Wir müssen noch einige Vorbereitungen treffen und überhaupt mal überlegen was wir dort so machen könnten. Desto weniger man plant, desto weniger kann schief gehen. So unser Motto ;)

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2 Antworten

  1. Harald Moschina sagt:

    Super tolle Berichte von Dir Bianca und auch die geposteten Fotos sind vielsagend. Beim Lesen hat man immer den Eindruck „mitten drin“ und dabei gewesen zu sein. Geistig haben wir Euch immer begleitet….:-D

  2. Stephanie sagt:

    Echt super Berichte! Freut mich, dass ihr so viel Spaß hattet und ihr wieder gut daheim angekommen seid :-)