Samma si‘ ehrlich: des Leben is herrlich :D
Die Wohnung wurde ausgeräumt, das Auto abgemeldet, der Job gekündigt: das gewohnte Leben lassen wir jetzt mal für einige Zeit hinter uns. So lange haben wir uns auf den 4. Juli gefreut und auf diesen Tag hin gefiebert; intensivste organisatorische Vorbereitungen wurden getroffen (lol) und unzählige Radtrainings absolviert (wer’s glaubt); jetzt gehts endlich los!
Was haben wir eigentlich vor? Chrisi, Pascal (mein Bruder), Delanda (Pascal’s Freundin) und ich machen uns mit dem Rad auf den Weg, 4 Veggies on Tour sozusagen. Ziel ist es, am 6. August wieder in Pucking zurückzukehren (Delanda am 19. Juli), was innerhalb der 5 Wochen geschehen wird, wollten wir nicht so genau planen und wird sich weisen. Wenn man nämlich keinen Plan hat, kann nichts schief gehen! ;)
Uns wurde ein Routenvorschlag gemacht (Danke Norbert!), ganz grob wissen wir also, in welche Himmelsrichtung wir müssen; wollen aber spontan entscheiden wo wir hinfahren, wo wir übernachten und wie lange wir bleiben.
Der 1. Part sieht folgendermaßen aus: Startpunkt Haustüre – Traunsee – ‚Seen-Gretzl‘ – Krimmler Wasserfälle – Landeck – Gardasee.
2. Part: Verona – Venedig – Lignano – Lavamünd – Eibiswald – Leoben – Pucking . Wenn es die Zeit zulässt, dann wollen wir mit dem Rad eben über die Steiermark und Kärnten zurückfahren, sollte es knapp werden, steigen wir in den Zug und düsen heim.
Diese Strecke ergibt in der Theorie etwa 1500 Kilometer, wir wollen aber keinesfalls hetzen und eine Mindestkilometeranzahl pro Tag schaffen „müssen“. Viel mehr geht es darum, unterwegs zu sein, geile Orte zu finden, nette Begegnungen zu machen. Im Hier und Jetzt leben, nicht an morgen denken, bewusst genießen, dankbar sein. Der Weg ist eben das Ziel. Kein Kalenderspruch passt gerade besser! :)
Wir wollen außerdem so günstig wie möglich reisen, daher versuchen wir uns so oft wie möglich ein Zelt-Versteck zu suchen. Hoffe allerdings wir werden nicht entdeckt, sonst gibts womöglich ne saftige Strafe.
Die Abfahrt aka der Höllenritt – Tag 1
Naja jetzt zum Eingemachten: Am besagten Morgen haben wir unser Hab und Gut verstaut; Pascal, Delanda und Chrisi in Rucksäcke, die sie dann in Fahrradkörbe transportieren; ich in zwei ausgeborgte Radtaschen. Wie üblich haben wir die angepeilte Abfahrtszeit (7 Uhr) etwas verfehlt und sind mit 2,5 Stunden Verspätung los geradelt. Ein sauheißer!! aber geiler Tag war das. Über Wels, Lambach, Stadl-Paura und Bauernorte sind wir nach unpackbaren 7,5 Stunden (reine Fahrtzeit nicht ganz 5 Stunden) oder anders ausgedrückt 67 Kilometer bei gefühlten 50 Grad in Gmunden am Traunsee angekommen. Hab ich eigentlich schon erwähnt, dass wir keine geübten Radfahrer sind?
Dann futterten wir mit herrlichem Blick auf den Traunstein den restlichen Proviant, war das ein geiles Gefühl! Anschließend haben wir mit vier Französinnen, die ebenfalls mit dem Rad unterwegs sind, einen Schlafplatz gesucht. Wir sind dann allerdings in ein Waldstück eingebogen, die Mädels haben noch weiter bergauf gesucht. Gut versteckt bauten wir unser Zelt auf. Was wir zu dem Zeitpunkt noch nicht wussten: 1) 50 Meter entfernt hat bis 5 Uhr Früh eine Party stattgefunden; 2) schöne Hanglage eignet sich eher schlecht zum zelten, haha. Sprich wir haben 1 Stunde geschlafen.
Traunsee und so – Tag 2
Wir sind ja nicht anspruchsvoll was den Schlafplatz betrifft aber beim nächsten Mal suchen wir uns ein Party-freies Plätzchen. Jedenfalls sind wir dann losgezogen und hatten Lust auf Wandern. Da hat sich der Kleine Sonnstein perfekt angeboten. Unten am Parkplatz haben wir unser Hab und Gut in einem Brennnesselstrauch versteckt – das kann ja kein Mensch tragen – und sind dann zur kleinen Sonnsteinhütte gewandert.
War ziemlich anstrengend, aber zum Glück lag ein Wasserfall am Weg und der Ausblick über den Traunsee sowie dem Traunstein und dem Erlakogel (Schlafende Göttin) hat die Mühen vergessen lassen. Sogar einen heiß ersehnten Schwalbenschwanz, Apollo- und Schillerfalter haben wir gesichtet!
Nach dem Abstieg sind wir nach Trauneck in Ebensee gedüst und in den abartig kalten Traunsee gehüpft. Am frühen Abend fuhren wir noch los zum sog. Langbathsee; haben für 7 km locker 1,5 Stunden gebraucht weil’s permanent bergauf ging. Wow, der See ist wunderschööön! Da kommt fast Karibikfeeling auf, in so schönen Farben zeigt sich der sehr überschauliche Vordere Langbathsee.
Aber zum Staunen blieb uns nicht mehr viel Zeit, da es schon dämmerte und wir noch dringend einen Schlafplatz benötigten. Also fuhren wir herum und checkten die Lage in dem Wald. Schließlich fanden wir ein gutes Versteck neben einer Lichtung; richteten uns häuslich ein und stellten den Wecker auf halb 6.
Das Wetter spielt verrückt – Tag 3
Früh morgens sind wir frisch und munter (jaja) aufgestanden und haben unser Zeug gepackt. Gott segne meinen aufblasbaren Polster und die Isomatte; ich schlafe wirklich gut, die anderen drei jammern bisschen.
Wir waren keine Minute zu bald fertig, denn dann hat das Wetter Rambazamba gespielt. Folgende Sätze fielen innerhalb 3 Minuten: „Ah, die Sonne kommt heraus“; „War das eben Donner?“; „Scheiße, ich hab einen Regentropfen gespürt“; und schließlich: „FUUUCK!“. Wir hatten nichtmal mehr Zeit uns Regensachen anzuziehen, denn es kam ein Monsterregenschauer mit Gewitter und wir fuhren um unser Leben um den See herum; zurück zu einer kleinen Hütte. Patschnass hofften wir auf Einlass; Fehlanzeige.
Um 11 Uhr sperrt des Stüberl erst auf, also harrten wir in einer windgeschützten Bucht aus und warteten mal. Doch bereits um 10 Uhr entschied das Wetter anstatt strömenden Regen wieder ultraheiße Sonne zu bringen. Bis zum Nachmittag haben wir bei diesem tollen See gechillt, sogar ein paar Blutegel, Eidechsen und Schlangen gefunden und sind dann wieder retour nach Ebensee gefahren.
Nach einem magnesium- und eiweißhaltigem Einkauf haben wir uns dann Richtung Wolfgangsee, Strobl aufgemacht. Nach Ankunft haben wir uns entschieden, uns eine Nacht auf dem Campingplatz (in Gschwendt) zu gönnen, um mal unsere Batterien aufladen zu können. Die Tage sind doch sehr anstrengend und ich glaube wir essen, trinken und schlafen zu wenig.
Jedenfalls sind wir sehr begeistert von dem Campingplatz; er liegt diiiirekt am See; nebenan hat übrigens Steve – ein englischer Drehbuchautor (über seine Exfrau) – gepennt. Die Nacht war ein Traum, denn ich musste nicht bei jedem Geräusch befürchten, dass wir entdeckt werden und wir konnten ausschlafen. Jeeej!
Mann im Kirschbaum, wer bist du? – Tag 4
Tag 4 hat richtig gemütlich begonnen: um 8 Uhr aufstehen, meditieren direkt am See, trainieren direkt am See, frühstücken direkt am See :) Baden und einfach chillen.
Dann stellte wieder einer die Frage: wohin sollen wir als nächstes fahren? Hmm, ja nach dem Regendebakel am Tag zuvor haben wir es als vernünftig erachtet, mal das Wetter zu checken: Regen und nochmals Regen, Gewitter um 4 Uhr Früh – BÄHHH!
Dann hatten wir die Idee in Salzburg ein paar Couchsurfer anzuschreiben, denn unser Zelt ist absolut nicht wasserdicht. Zeitgleich hat Chrisi seinen Papa angerufen, weil Franz heute (7.7) Geburtstag hat. Er erzählte ihm, dass er gerade bei seiner Freundin Christa in Mondsee ist und hat uns angeboten, vorbeizukommen und bei ihnen zu übernachten! Sooo cool!
Haben uns sehr darüber gefreut und sind am frühen Abend nach Mondsee gefahren.
Dies liegt zwar wieder bisschen nördlicher aber kein Problem. Am Weg dorthin sind wir lange neben dem Wolfgangsee entlanggefahren. Ich war schon mal vor einigen Jahren im Sommer hier, aber so schön hab ich diesen See gar nicht mehr in Erinnerung. Hab mich nur die ganze Zeit „Bist du teppert!“ sagen gehört!
Dann sind wir schließlich bei Christa und Franz schweißnass angekommen. Während Delanda und ich ein Kilo Reis und Linsen kochten, ist Pascal in der Zwischenzeit auf Christa’s Baum geklettert und hat für sie Kirschen gepflückt. Der nichtsahnende Schwiegersohn hat ihn dann erblickt und stellte die absolut berechtigte Frage: „Mann im Kirschbaum, wer bist du?“
Was ich zum heutigen Tag sonst noch sagen kann: Wie hammermäßig ist eigentlich eine warme Dusche und ein warmes Essen?!
Achja, falls sich jemand für die Befindlichkeit unserer Ärsche interessiert: denen gehts unerwartet prima! (Radlerhose + Gelsitz sei Dank)
Zwischenstand am Radcomputer:
Zurückgelegte Strecke | 173 km |
Fahrzeit | 12 Std. 7 Min. |
Durchschn. Fahrgeschw. | 14,31 km/h |
jawohl jetzt funkts
Yeep! Hab´s vor 1 min. umgestellt. Da warst aber jetzt gescheit schnell ;)
wie immer